Weltweit muss Anpassung an Folgen des Klimawandels besser koordiniert werden
Weltweit betreiben vorrangig Einzelpersonen und Haushalte Anpassung an Folgen des Klimawandels. Eine systematische Vernetzung verschiedener Akteure fehlt, zeigt eine neue Studie.
Erstmals gibt es einen weltweiten Überblick, wer sich wie an den Klimawandel anpasst – und in welcher Funktion. 30 Autorinnen und Autoren werteten dazu mehr als 1400 wissenschaftliche Studien aus. Die Ergebnisse: Zum Ersten ist die Aufgabenverteilung für diese Klimawandelanpassung – wer soll also was tun – lückenhaft. Zum Zweiten fehlen Konzepte, um Gesellschaften, Infrastrukturen und das Risikomanagement vorzubereiten, damit sie besser auf die Auswirkungen des Klimawandels reagieren können. Zum Dritten arbeiten vor allem staatliche und nicht staatlicher Akteure nicht unbedingt gut zusammen.
Klimarisiken setzen die Infrastruktur von Städten unter Druck
„Unsere Studie deutet darauf hin, dass Anpassung an den Klimawandel immer noch eher isoliert und unkoordiniert stattfindet“, sagt Kerstin Jantke, Co-Autorin und Umweltwissenschaftlerin im Hamburg Cluster of Excellence „Climate, Climatic Change, and Society“ (ECLICCS). „Das steht in keinem Verhältnis dazu, wie dringlich und wichtig diese große Aufgabe ist.“ Der Geograf und Hauptautor Jan Petzold von der Ludwig-Maximilians-Universität München sieht Handlungsbedarf: „Erfolgreich ist umfassende, gerechte und zukunftsorientierte Anpassung dann, wenn offizielle Organisationen und gleichzeitig unterschiedlichste Gruppen auf allen Ebenen eingebunden sind.“
Konkret passen sich vor allem Einzelpersonen und Haushalte an die Folgen des Klimawandels an
Bis jetzt ergreifen hauptsächlich Einzelpersonen und Haushalte Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels, vor allem im Globalen Süden. Nur selten sind sie dabei in einen institutionellen Rahmen eingebunden. Zudem unterscheidet sich die Situation in der Stadt und auf dem Land. Während in ländlichen Gebieten vorrangig einzelne Haushalte aktiv sind, regeln in den Städten eher staatliche Akteure die Anpassung. Wobei die eigentliche Aktion – also wer tut etwas in der Praxis – vor allem auf den Schultern kleinerer Haushalt laste, so die Universität Hamburg: „Die Rolle von Regierungen besteht global wie auch regional vielfach in der Ratifizierung, Planung und Finanzierung von Maßnahmen“, heißt es. Privatwirtschaft sei kaum, Wissenschaft wenig in Anpassungsmaßnahmen eingebunden.
Schwammstadt: Wie man versiegelte Flächen sinnvoll aufbrechen kann
„Wenn sich weltweit vorwiegend Einzelpersonen wie Landwirtinnen und Kleinbauern engagieren, dann zeigt das auch, dass Kooperationen zwischen verschiedenen Akteursgruppen fehlen. Für nachhaltige Anpassungsprojekte wäre dies aber Voraussetzung“, so Petzold. Tiefgreifende Eingriffe wie der klimagerechte Umbau von Wäldern, die Umwidmung von Agrar- in Überflutungsflächen oder die Planung einer veränderten Infrastruktur von Städten oder Umsiedelung von Küstenorten benötigen dringend abgestimmte Konzepte.
Koordination beim Anpassen an den Klimawandel erleichtert es, die richtigen Maßnahmen zu finden
Diese mangelnde Kommunikation zwischen den verschiedenen Gruppen, die auf Folgen des Klimawandels reagierten, könne sich im Endeffekt als Boomerang erweisen, auch das ergab die Studie. So könnten Deiche und Dämme gegen Hochwasser beispielsweise Küstenlinien und Feuchtgebiete zerstören und damit die Artenvielfalt verringern oder eine natürliche Fähigkeit zur CO2-Bindung beeinträchtigen, so Jantke. „Richte ich eine Maßnahme nur nach einem akuten Problem aus, kann sie in anderen Bereichen die Situation verschlimmern“, sagt sie. Im Idealfall orientierten sich umfassende Maßnahmen deshalb an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen und böten dadurch langfristig tragfähige Lösungen. Wobei dies bedeuten würde, dass auch hier das Problem der Kommunikation gelöst sein müsste: Es gibt 17-UN-Nachhaltigkeitsziele, die längst nicht alle allen bekannt sein dürften.
https://www.nature.com/articles/s41558–023–01824-z