Wertkstoffe 02. Okt 2015 Katharina Otzen Lesezeit: ca. 2 Minuten

Die neue Nr. 1 beim Aluminium

Chinas Aluminium ist traditionell für den Heimatmarkt betimmt, nun aber Exportware.
Foto: dpa/imaginechina Cqwb

Die Aluminiumindustrie hat einen neuen Weltmarktführer: China legt seine Hütten unter dem Dach des weitgehend staatlichen Metallurgieriesen Chinalco zusammen. Rusal, der hoch verschuldete Aluminiumkonzern des russischen Oligarchen Oleg Deripaska, rückt damit – nach Tonnage gerechnet – auf den zweiten Platz in der Welt. Den dritten nimmt der US-Marktführer Alcoa ein.

Die internationale Konkurrenz blickt noch aus einem zweiten Grund nach China. Dessen Hütten sind längst nicht mehr nur alte Dreckschleudern, sondern auch die kostengünstigsten und umweltfreundlichsten der Welt. Und China ist mit einem Weltmarktanteil von 18 % im Jahr 2003 bis heute mit über 56 % zum führenden Produzenten aufgestiegen.

Aluminiumproduzenten aus anderen Ländern konnten das so lange außer Acht lassen, wie der Löwenanteil des in China produzierten Leichtmetalls für den riesigen Inlandsmarkt bestimmt war. Doch mit niedrigeren Wachstumsraten als früher ändert sich das. Die Abwertung des Renmimbi macht chinesisches Aluminium auf dem Weltmarkt noch wettbewerbsfähiger. Westliche Produzenten wie etwa Norwegens Norsk Hydro können künftig nicht mehr die Aluminium-Welt ohne China rechnen.

Klaus Kleinfeld, der aus Deutschland stammende Alcoa-Vorstandschef, sieht jetzt mit China auf der einen und den übrigen Produzenten auf der anderen Seite „zum ersten Mal zwei Planeten in der Aluminiumwelt” aufeinander stoßen. Bisher habe ihn „gar nicht interessiert, was China mit seinem Primäraluminium anfing”, kommentiert Kleinfeld gegenüber dieser Zeitung.

Treiber des Exportbooms beim chinesischen Aluminium sind laut Kleinfeld die Hütten selbst, Peking sei interessiert daran, dass das Primäraluminium im Lande bleibt. Der Alcoa-Chef kritisiert „illegale Wege“ beim Export von „fake semis“, also gefälschten Halbzeugen.

„China versucht über Exporte, die hohen Aluminiumüberschüsse auf dem Weltmarkt loszuwerden”, kommentiert Jeremy Wrathall, Analyst beim Wertpapierhaus Investec. Während China den Export von Primäraluminium mit einer Steuer belastet, gibt es keine Abgaben auf Aluminiumhalbzeuge. Wer noch weiter bearbeitetes Aluminium exportiert, bekommt die Mehrwertsteuer zum Teil erstattet. Dass die chinesische Aluminiumindustrie auf diese Weise den Weltmarkt mit Produkten überschwemmt, bringt – sehr zum Ärger der anderen großen Aluminiumproduzenten – zusätzlichen Druck auf die Aluminiumpreise. An der London Metal Exchange (LME) sank der Preis für Primäraluminium in der zweiten Augusthälfte auf 1549,50 $/t und damit auf den niedrigsten Stand seit Juli 2009.

China produziere nicht nur mehr Aluminium, der Export des Leichtmetalls wachse dazu auch noch überproportional, sagt Wrathall. In der Tat hat die Volksrepublik in den ersten sechs Monaten 2015 die Aluminiumproduktion um 11 %, die Exporte aber um 35 % gesteigert.

Viele vermuten wie Kleinfeld, dass als Halbzeug getarntes Aluminium auf den Weltmarkt oder als Umschmelzaluminium sogar nach China zurückkommt. Das Geschäft für Chinas Hütten sei die Steuererstattung. „Sie umgehen die 15 % Exportsteuer, kassieren 13 % Mehrwertsteuererstattung und dann konkurrieren sie direkt mit uns auf den Primäraluminium-Märkten”, schimpft Alcoa-Chef Klaus Kleinfeld. In manchen Monaten diesen Jahres sollen die als „hochwertig“ deklarierten Aluminiumprodukte bis zu zwei Drittel der Exporte ausgemacht haben.

Dabei würden die Chinesen zu hohe Preise für die angeblichen Aluminiumprodukte angeben. Auch der von Alcoa auf 760 000 t im laufenden Jahr geschätzte Aluminiumüberschuss gehe vor allem auf das Konto der Chinesen, klagt Kleinfeld.

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