Milliarden gegen Moleküle: Wie die Stahlindustrie ihr CO2-Problem lösen will
Die Eisenhütten in Deutschland stehen vor dem größten Umbruch der Nachkriegsgeschichte. Die CO2-intensiven Hochöfen weichen Direktreduktionsanlagen.
Noch gibt es in Deutschland 13 Hochöfen; zusammen sind sie für 6 % der bundesweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Aber der Hochofen – über mehr als ein Jahrhundert Taktgeber der Hüttenwerke und Montanregionen an Ruhr und Saar – ist bereits eine Art lebendes Fossil. Mitte der 2030er-Jahre, spätestens 2045, ist keiner mehr übrig, wenn die Stahlkonzerne sich an ihr Wort halten.
Für die Zukunft planen Thyssenkrupp, Salzgitter, Saarstahl, Dillinger und ArcelorMittal in der Eisenerzeugung aus Eisenerz mit einer neuen Technologie: Direktreduktion. Die neuen Anlagen in Betrieb zu nehmen und die Hochöfen abzuschalten, läuft auf den größten Umbau der Stahlbranche in der Nachkriegsgeschichte hinaus. Thyssenkrupp hat einen 1,8 Mrd. € schweren Vertrag mit dem Anlagenbauer SMS geschlossen, der neben anderen Aggregaten den Bau einer Direktreduktionsanlage (DR-Anlage) von drei geplanten umfasst. Die Hüttenwerke im Saarland wollen 3,5 Mrd. € investieren, um eine DR-Anlage zu bauen und einen Hochofen abzuschalten. ArcelorMittal rechnet bis 2030 mit Kosten von rund 2 Mrd. €. Und Salzgitter geht von annähernd 2,3 Mrd. aus, wobei die Niedersachsen als bisher Einzige konkrete Anlagen bestellt haben.
Salzgitter hat auch als bislang einziger Stahlkonzern einen Förderbescheid erhalten. Den Umstieg der Hüttenwerke auf die Direktreduktion subventionieren Bund und Länder mit einem mittleren einstelligen Milliardenbetrag – wenn Brüssel zustimmt.