Die Zahl des Tages: 130
Die Deutschen und das Tempolimit – immer wieder heiß diskutiert. Heute vor 50 Jahren wurde die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h auf deutschen Autobahnen beschlossen. Zunächst als zeitlich befristeter Versuch.
Wir schreiben das Jahr 1974. Nach Jahrzehnten des Wirtschaftswunders konnten sich viele Deutsche ein Auto leisten, knapp 20 Mio. tummelten sich auf deutschen Straßen. Das hatte seinen Preis: Mehr als 20 000 Verkehrstote gab es im Jahr zuvor. Hinzu kam Ende 1973 die Ölpreiskrise, der Preis für ein Barrel Rohöl stieg um etwa 70 %.
Lesetipp: Willkommen im Autoland Deutschland
Viele Verkehrstote und schlagartig teurere Kraftstoffe – ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen sollte her. Das löste jedoch teils heftige Debatten zwischen Befürwortern und Gegnern des Tempolimits aus. Großflächige Anzeigenkampagnen heizten die Stimmung weiter auf. „Richtgeschwindigkeit. Unsere Chance!“ hieß es vom deutschen Verkehrssicherheitsrat, der ADAC konterte mit „Freie Fahrt für freie Bürger“ und Unterschriftensammlungen. Wie wir alle wissen: Der ADAC und die Gegner des Tempolimits setzten sich durch. Also beschlossen die Bundesregierung von Kanzler Willy Brandt (SPD) und dessen Verkehrsminister Lauritz Lauritzen (SPD) am 15. 3. lediglich eine Empfehlung, die sogenannte Richtgeschwindigkeit: quasi ein „Tempolimit light“. Sie lag bei 130 km/h und sie gilt bis heute.
Lesenswert: Ein Tempolimit bringt was für den Klimaschutz – auch freiwillig
Für die meisten Autofahrer war das damals sowieso eher eine Scheindebatte, denn die überwiegende Mehrheit bewegte Autos von 50 PS oder weniger. Im Jahr 1974 waren allein 3,7 Mio VW Käfer zugelassen, die nicht mal die empfohlenen 130 km/h schafften – bei 125 km/h war Schluss im Krabbeltier.
Der Stand heute: Die Zahl der zugelassenen Autos ist 2023 fast genau 2,5-mal so hoch wie 1974, die durchschnittliche Motorleistung liegt aktuell bei 174 PS und die Zahl der Verkehrstoten beträgt nur noch 14 % von den Zahlen vor 50 Jahren. Diskutiert wird ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen immer noch. Der Unterschied zu damals: Inzwischen sind 54 % der ADAC-Mitglieder dafür.
Stöbern sie gerne auch in bereits erschienenen Zahlen des Tages