Ukrainische „Pappkarton-Drohnen“ greifen russische Flugplätze an
Simple Paketdrohnen des australischen Unternehmens Sypaq modifiziert die Ukraine zu Kamikazedrohnen, gegen die die russische Flugabwehr weitgehend hilflos ist.
Die Meldung des ukrainischen Nachrichtenportal Kyiv Post, war spektakulär genug: Am Wochenende hatte laut Aussagen des ukrainischen Geheimdienstes ein Drohnenangriff auf einen russischen Luftwaffenstützpunkt bei Kursk vier Kampfflugzeuge vom Typ SU-30 und ein Jagdflugzeug MiG-29 beschädigt oder zerstört. Zudem seien mehrere Startrampen und Radares von Flugabwehrsystemen beschädigt worden. Noch spektakulärer war jedoch: Was der populäre russische Militärblogger „Fighterbomber“ dazu auf seinem Telegramkanal verbreitete: Demnach sei der Angriff mit simplen Leichtgewichtsdrohnen der australischen Firma Sypaq erfolgt. Der Angriff sei mit einem Drohnenschwarm erfolgt, in dem sowohl Flugkörper ohne wie mit Sprengladungen geflogen seien.
Am gestrigen Dienstag bestätigte Vasyl Myroshnychenko, Botschafter der Ukraine in Australien, die Meldung von „Fighterbomber“:„Karton-Drohnen aus Australien wurden beim Angriff auf einen russischen Luftwaffenstützpunkt eingesetzt.“
Die Sypaq-Drohnen wurden für zivile Zwecke entwickelt
Dabei hatte Sypaq die Drohnen vom Typ Corvo ursprünglich für einen ganz anderen Zweck entwickelt: Als „Precision Payload Delivery System“, um eine geringe Zuladung von 3 kg über 120 kg von Punkt A nach B zu bringen. Die Bediener starten die Drohne von einem einfachen Gestell. Ihren Weg findet sie völlig autonom, auch eine sanfte Landung soll ihre Steuerung ermöglichen. Vom Hersteller wird sie in einem handlichen Paket geliefert.
Das Versprechen von Sypaq, es handele sich um eine „anpassungsfähige, autonome Drohne, die den Kunden in die Lage versetzt, während des laufenden Betriebes seine eigenen Innovationen umzusetzen“, scheint den ukrainischen Streitkräfte mit einer Verwandlung der Covo von einer Paketdrohne in eine Kamikazedrohne gelungen zu sein. Hatten Posts in den sozialen Medien und mittlerweile Sypaq selbst von einer Drone aus Pappkarton gesprochen, bestehen Rumpf und Tragflächen der Sypaq Corvo laut Firmenangaben vom Juni allerdings aus Hartschaum und Gummi. Das macht es Flugabwehrsystemen schwieriger, die Drohnen mit Radar zu erfassen. Weil der Stückpreis der Corvo so niedrig liegt, ist es leichter eine größere Anzahl im Schwarm einzusetzen, um so die feindliche Flugabwehr durch die reine Anzahl zu überwältigen, wie es laut dem Militärblogger „Fighterbomber“ bei Kursk gelang. Nach ukrainischen Angaben wurden bei dem Angriff nur drei Drohnen abgeschossen. Auffällig ist, dass Kursk 170 km von der ukrainisch-russischen Grenze entfernt ist, die Sypaq die Reichweite seiner Drohne aber nur mit 120 km angibt – ein Indiz dafür, dass die kompakten Drohnen von ukrainischen Speziakräften gestartet wurden, die zuvor nach Russland vorgedrungen waren.
Eine Drohne kostet den winzigen Bruchteil eines russischen Kampfflugzeugs
Im März hatte Sypaq verkündet, es habe von der australischen Regierung einen Auftrag über 700 000 $ für die Lieferung ihrer Drohnen an die Ukraine bekommen. Pro Monat sollten 100 Stück geliefert werden. Zum Vergleich: Der Stückpreis für das Kampfflugzeug SU-30, von denen vier den Sypaq-Drohnen zum Opfer fielen, wird mit 40 Mio. $ angegeben.
Russische Medien nannten für dieses Jahr die Zahl von 160 ukrainischen Drohnenangriffen. Erst vor wenigen Tagen war dadurch ein strategischer Bomber vom Typ Tu-22 bei St. Petersburg zerstört worden.
In der Nacht vom Dienstag auf den heutigen Mittwoch startete die Ukraine eine ganze Reihe von Drohnenangriffen auf Russland. So wurden bei Pskov nahe der Grenze zu Estland vier Militärtransporter vom Typ Il-76 getroffen. Auch der Flugplatz von Moskau war mehrere Stunden von den Behörden geschlossen worden.