Studie von Eco und Arthur D. Little 23. Jun 2020 Von Jens D. Billerbeck Lesezeit: ca. 3 Minuten

Internetbranche steht vor Dekade der Superlative

Die Internetwirtschaft wird in den kommenden Jahren zu den dynamischsten Industriezweigen Deutschlands gehören. Das belegten der Branchenverband Eco und die Unternehmensberatung Arthur D. Little heute mit konkreten Zahlen.


Foto: PantherMedia / Elnur_

Eine gemeinsame Studie von Eco – Verband der Internetwirtschaft und der Unternehmensberatung Arthur D. Little stellt in ihrer vierten Auflage Zahlen für die Internetwirtschaft von 2020 bis 2025 vor. Obwohl einzelne große Segmente der Internetwirtschaft während der Corona-Krise Einbrüche erlitten, rechnen die Auguren bis 2025 mit einer Umsatzsteigerung um knapp 75 % auf dann circa 253 Mrd. €. Auch bei den Beschäftigtenzahlen legt die Internetwirtschaft kräftig zu und will bis 2025 knapp einer halben Million Menschen Arbeit geben. Und der Anteil am Bruttoinlandsprodukt soll von heute 4,2 % auf 7 % in fünf Jahren anwachsen.

Unter der Annahme, dass andere Branchen in Deutschland künftig in etwa so wachsen wie in den vergangenen Jahren, würde die Internetwirtschaft laut Studie im Jahr 2021 die Chemie- und Pharmaindustrie überholen. Im Jahr 2023 lägen die Zahlen der Internetwirtschaft dann höher als in der Elektro- und Ernährungsindustrie und 2025 könnten sie dann auch die Maschinenbauindustrie in Deutschland – gemessen am Umsatzvolumen – überholen.

Digitale Dekade der Superlative

„Die nächsten Jahre sind der Start in eine digitale Dekade der Superlative“, sagt der Eco-Vorstandsvorsitzende Oliver Süme bei der Vorstellung der Studie. „Die Digitalisierung – das zeigt nicht nur Corona – wird auch in Zukunft eine immer bedeutendere Rolle innerhalb der deutschen sowie europäischen Wirtschaft einnehmen und langfristig steigt der Anteil der Internetwirtschaft in allen Branchen.“ Es sei höchste Zeit für ein Umdenken in allen Unternehmen hierzulande. „Vom Big Player bis zum Mittelstand – von digitalen Infrastrukturanbietern bis zur Smart Industries – die Internetwirtschaft wird für das Wohl unserer Gesellschaft eine immer größere Rolle spielen.“

 Lars Riegel, Partner bei Arthur D. Little, ergänzte: „Die aktuelle Studie belegt, dass sich die Internetwirtschaft bis 2025 weiter als Wachstumsmotor für die Gesamtwirtschaft in Deutschland etabliert.“ Dies sei unter anderem auf das gestärkte Vertrauen von Investoren in den Markt zurückzuführen, die proaktiv Investments identifizieren. Das verfügbare Kapital und Covid-19 wirkten hier eher unterstützend als beschränkend.

145 Mrd. € Umsatz im Jahr 2020

Für das Jahr 2020 prognostiziert die Studie einen Umsatz von 145 Mrd. € für die deutsche Internetwirtschaft, was einem moderaten Umsatzrückgang von 1,2 % entspricht. Am stärksten zeigt sich der Bereich E-Commerce, und zwar sowohl im B2B- als auch im B2C-Umfeld. Aber auch die Betreiber von beitragspflichtigen Portalen, Classified Marketplaces, Werbeträger, Onlinevermarktungsunternehmen und Anbieter von Transaktionsdiensten tragen dazu bei, dass rund 40 % des Umsatzvolumens – insgesamt 57 Mrd. € – in diesem Bereich generiert werden. Für den Zeitraum bis 2025 rechnen die Marktforscher mit einem Wachstumspotenzial von durchschnittlich knapp über 10 % pro Jahr. Digitale Geschäftsmodelle in Anwenderindustrien (Smart Industries) und die Vermarktung digitaler Inhalte (Paid Content) generieren in diesem Jahr insgesamt ein gutes Drittel des Gesamtumsatzes der Internetwirtschaft.

Infrastrukturaufbau jetzt beschleunigen

Bis 2030 sollen laut Studie rund 33 Mio. deutsche Haushalte über einen Breitbandanschluss verfügen. Für die Dekade nach 2030 stellt die Studie mögliche Szenarien zur digitalen Infrastruktur auf. Die Anforderungen an die Netze in Sachen Bandbreite und Verzögerungszeit (Latenz) werden exponentiell ansteigen. Der Verband der Internetwirtschaft begründet das mit der wachsenden Verbreitung von Videokonferenzen und weiteren datenintensiven Anwendungen wie Augmented Reality, Cloud-Gaming, 4- oder 8K-Streaming, videobasierter Onlinewerbung und mehr. Um diese Datenmengen bewältigen zu können, müsste laut Eco schon jetzt der Ausbau der Netz­infrastrukturen und Datenzentren massiv beschleunigt werden.

In dieser Forderung sieht sich der Verband durch den Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, Andreas Pinkwart, unterstützt. Er sagte: „Die Corona-Krise zeigt: Die digitalen Vorreiter profitieren von ihrer frühzeitigen Transformation. Deshalb wollen wir in Nordrhein-Westfalen den Ausbau der Infrastrukturen und die digitale Bildung vorantreiben und in Wirtschaft, Gesellschaft und Verwaltung den Weg der Digitalisierung konsequent weitergehen.“

Seit 2008 analysieren Eco und Arthur D. Little gemeinsam die Entwicklungen der Internetwirtschaft in Deutschland. Die letzte Studie stammt aus dem Jahr 2015. Sie hat das Wachstum der Internetwirtschaft im Jahr 2019 mit einer Genauigkeit von 95,5 % vorhergesagt. Die nun vierte Auflage der gemeinsamen Studie wurde von Huawei, der Leaseweb Deutschland GmbH und der Toplink GmbH unterstützt.

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