Kein Aprilscherz: Versicherung gegen Regen, Steckenbleiben im Fahrstuhl oder Zweifel vorm Traualtar
Versicherungsunternehmen müssen sich einiges einfallen lassen, um an das Geld der Beitragszahlerinnen und Beitragszahler zu kommen. Diese Policen sind garantiert sinnlos.
Das wurde aber auch Zeit! Wer will sich in der schönsten Zeit des Jahres, der Urlaubszeit, schon mit so banalen Dingen wie Regenmänteln und -schirmen abgeben. Da ist so eine Police doch viel handlicher. Während es hierbei um ein eindeutig irdisches Phänomen geht, gehen andere Angebote sogar noch deutlich weiter … Wie wäre es zum Beispiel mit einem Versicherungsschutz für den Fall einer Entführung durch Außerirdische? Verständlicherweise haben sich nicht alle diese Geschäftsideen durchgesetzt. Der Unterhaltungsfaktor ist dennoch groß. Was von solchen Angeboten zu halten ist, kommentiert mit einem Augenzwinkern Elke Weidenbach, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (VZ NRW). Und nebenbei lassen sich so einige Grundgedanken vermitteln, mit welchen Fragen Verbraucher prüfen sollten, ob eine Versicherung für sie wirklich nötig ist oder eben nicht.
Die Regenversicherung
Das junge Unternehmen mit dem Namen Wetterhelden hat den Folgen verregneter Urlaubstage den Kampf angesagt und bietet auf seiner Homepage auch gleich eine bequeme Berechnungsmaske an. Ich starte einen Selbstversuch: Ich möchte an einen Ort reisen, den wirklich jeder kennt und liebt: 21614 Buxtehude, Deutschland (GPS 53.4674857, 9.6915741). Erste Recherche, Anfang März: Die Reise soll am 1. 4. 2023 beginnen und am 15. 4. 2023 enden. Diese Konditionen erwarten mich: Der Versicherungsfall tritt ein bei mehr als 2,9 mm Regen zwischen 10 Uhr und 18 Uhr (erfahrungsgemäß zum Beispiel bei leichtem Regen über 90 min, mäßigem Regen für 20 min bis 90 min oder Starkregen für 8 min bis 14 min). Im Fall des so definierten Regens sollen 100 € pro Tag ausgezahlt werden, erst ab dem zweiten Regentag maximal 1500 €. Der Spaß kostet 76,83 €. Ende März schaue ich noch einmal nach – und bin überrascht. Nun darf ich nicht mehr für den 1. 4. anfragen, sondern erst ab dem 10.4., maximal werden 1400 € ausgezahlt, und der Beitrag ist leicht auf 77,25 € gestiegen. Trauen die Wetterhelden mir zu, dass ich eine verlässliche Wettervorhersage kenne und vielleicht sogar mehr über die Regenwahrscheinlichkeit in Buxtehude weiß als sie?
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Und was sagt die Verbraucherschützerin zu dem Angebot? Bekommt sie nasse Füße? Elke Weidenbach: „Statt einer Versicherung gehört hier besser geeignete Kleidung ins Gepäck. Einen Regenschauer kann man einfach mal aushalten, ohne im Hinterkopf die Frage zu haben, ob die Regenmenge wohl für eine Versicherungsleistung ausreicht. Und was den Beitrag angeht: Der wäre für ein schönes Essen zu zweit sicher auch gut angelegt.“
Die Golf Hole-in-One Versicherung
Die Jodexnis Versicherungsmakler GmbH gehört zu den Unternehmen, die ebenfalls ein Angebot für Erholungssuchende, allerdings mit einem deutlich höheren Ehrgeizfaktor als einfache Regenmuffel, im Portfolio haben: Sie verspricht mit der Golf Hole-in-One Versicherung Golfspielerinnen und -spielern eine Zahlung, wenn diese mit nur einem Abschlag den Ball einlochen. Der Anbieter gibt sich großzügig: „Der Ball muss nicht direkt ins Loch fallen, er kann auch vorher aufkommen und dann weiter ins Loch rollen.“ Na dann – auf den Platz, fertig, los, … oder so ähnlich. Die Berechnungsmaske ist hier naturgemäß deutlich komplexer. Ich beginne dennoch mit einem Selbstversuch. Meine Auswahl: ein Firmenturnier in Buxtehude am 4. 4. 2023, vier Teilnehmer, davon zwei Damen, zwei Herren, Status: nur Amateure, Anzahl der Runden: zwölf, Cut: ja, Loch: Nr. 10, Par: 3, Spielbahnlänge immer 400 m, der Preis: ein Pokal, Beschaffungswert: 1000 €. Dann hätte ich gern ein entsprechendes Angebot, und zwar unabhängig von der Eingabe meiner Kontaktdaten – doch das scheint nicht zu gehen. Die Maske zeigt, von Anfang an, bei „Aktueller Beitrag“ unbeirrt (vielleicht ein Preisbeispiel? die Mindestprämie?) „432,50 €“ an. Auch als ich die Anzahl der Runden auf 1000 erhöhe, alle Teilnehmer zu Profis erkläre und sogar als Spielort Bielefeld statt Buxtehude eintrage. Ich entscheide mich innerlich für eine Partie Minigolf, ohne Kontaktdaten, ganz allein, mit einem großen Eis als Belohnung, egal, wo der Ball wann landen wird.
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Elke Weidenbach von der VZ NRW: „Bei Golfturnieren gilt üblicherweise: Wer ein Hole-in-one schafft, muss den anderen einen ausgeben. Je nach Teilnehmerzahl und Durst könnte es überlegenswert sein, eine solche Versicherung abzuschließen. Einen anderen Grund dafür sehe ich allerdings nicht.“
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