Mieterbund-Chef: Trotz Energiekrise dürfen die Vorauszahlungen für die Nebenkosten nicht pauschal angehoben werden
Viele Mieter sind verunsichert. Droht bald eine Erhöhung der Nebenkosten? Kann der Vermieter zu einem Wechsel des Versorgers verpflichtet werden? Lukas Siebenkotten, Jurist und seit 2019 Präsident des Deutschen Mieterbundes (DMB), beantwortet die wichtigsten Fragen im Interview mit VDI nachrichten.
VDI nachrichten: Herr Siebenkotten, momentan erhöhen viele Vermieter die Nebenkostenvorauszahlungen. Ist das aus Ihrer Sicht sinnvoll?
Lukas Siebenkotten: Grundsätzlich halte ich eine Erhöhung der Vorauszahlungen zum jetzigen Zeitpunkt nicht für falsch. Dennoch kann ich Ihre Frage nicht mit einem klaren „Ja“ beantworten. Zum einen gibt es, das wissen wir als Deutscher Mieterbund leider nur zu gut, nicht wenige Menschen, die eine solche Erhöhung nicht ohne Weiteres sofort stemmen können und dann in einen Zahlungsrückstand, vielleicht sogar in eine Kündigungssituation geraten können. Zum anderen muss man sich die Höhe der Vorauszahlungen einmal genauer ansehen, um zu prüfen, ob diese angemessen ist.
Die mögliche Alternative – eine hohe Nachzahlung bei der nächsten Nebenkostenabrechnung – würde das Problem wohl kaum lösen, nur verschieben.
Es ist aus unserer Erfahrung wahrscheinlicher, dass sich Mieter auf Kostensteigerungen einstellen können, wenn sie ausreichend Zeit dafür haben. Aber natürlich können auch hohe Nachzahlungen für Mieter zum Problem werden.
Welche Faktoren spielen neben den Gaspreisen eine entscheidende Rolle für die Entwicklung der „zweiten Miete“?
Es sind tatsächlich vor allem die Energiepreise, in erster Linie für Erdgas, aber auch für Erdöl, Fernwärme und Strom. In gewissem Umfang können zudem beispielsweise höhere Handwerkerkosten aufgrund von Material- und Transportkostenverteuerungen und allgemein eine anhaltend hohe Inflationsrate zum Anstieg der Nebenkosten beitragen.
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