Wirtschaftsnobelpreis für US-Volkswirtin Claudia Goldin
Die Trägerin des Nobelpreises für Wirtschaft 2023 forscht zur Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt.
Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht 2023 an Claudia Goldin. Die 77-jährige US-Amerikanerin ist erst die dritte Frau, die mit der Auszeichnung in der Sparte Wirtschaftswissenschaften bedacht wird. Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften würdigt Goldins Arbeit, die „unser Verständnis für die Situation von Frauen auf dem Arbeitsmarkt“ verbessert habe.
Claudia Goldin erklärt den Gender Gap mittels historischer Forschungen
Bereits 1990 erschien ihr Buch „Understanding the Gender Gap“, in dem Goldin am Beispiel der Geschichte der USA nachvollzieht, wann und in welche Branchen Frauen in das Berufsleben vordrangen. Goldin vertritt dabei die These, dass soziale Umwälzungen der Entwicklung größeren Vorschub geleistet haben als ökonomische Erfordernisse. Goldin erschloss für diese Arbeit neue Daten zu Beschäftigung, Qualifikation und Diskriminierung von Frauen von der Zahl geleisteter Arbeitsstunden bis hin zu Einkommensunterschieden im Vergleich zu männlichen Beschäftigten. Goldin zeigt darüber hinaus, dass frühe Konzepte, was weibliche Berufstätigkeit sei, bis heute Bestand haben.
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Die Coronapandemie hatte einen Rückfall in alte Rollenmuster zur Folge
2021 erschien mit „Career and Family“ eine Fortführung dieser Arbeit, die ebenfalls im historischen Verlauf untersucht, wie Frauen innerhalb der Familie um ein ausgeglichenes Rollenbild und eine gerechte Verteilung von Arbeit gerungen haben. So galt es noch vor einem Jahrhundert als gesetzt, dass eine Frau zwischen ihrer beruflichen Laufbahn und der Mutterschaft zu wählen habe, weil beides nicht vereinbar sei. Auch wenn ein Prozess zu echter Beziehungsgerechtigkeit in Gang gekommen sei, sei eine tatsächliche Gleichheit noch immer weit entfernt. Goldin zeigt zuletzt, wie die Covid-Pandemie – zunächst ein Rückfall in alte Rollenmuster – langfristig mit den Möglichkeiten flexiblen Arbeitens von zu Hause einen Beitrag zum Abbau von Geschlechterunterschieden auf dem Arbeitsmarkt leisten kann.
Im vergangenen Jahr waren der frühere US-Notenbankchef Ben Bernanke (69) und die ebenfalls amerikanischen Ökonomen Douglas Diamond (69) und Philip Dybvig (68) mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet worden. Sie wurden damit für ihre Erforschung von Banken und Finanzkrisen geehrt.
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Der Wirtschaftsnobelpreis ist dabei der einzige, der nicht auf das Testament von Dynamiterfinder und Preisstifter Alfred Nobel (1833–1896) zurückgeht. Er wird stattdessen seit 1969 von der schwedischen Reichsbank gestiftet. Er wird dennoch mit den übrigen Nobelpreisen an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, überreicht.