Die Konjunkturrisiken haben sich verstärkt
Bundestagswahlen und internationale Konflikte: Die deutsche Konjunktur wird auch nächstes Jahr nicht anziehen, befürchtet das IW.
Die deutsche Wirtschaft kommt wohl auch im Jahr 2025 nicht voran. Die seit Jahren schwache wirtschaftliche Entwicklung ist die Folge der geopolitischen Konflikte. Diese belasten die Investitionstätigkeit rund um den Globus und sorgten aufgrund der zwischenzeitig hohen Energiepreise und Inflationsraten für Konsumausfälle in vielen Ländern. Das trifft eine handels- und weltmarktorientierte Volkswirtschaft wie Deutschland besonders. Dazu kommen Verunsicherungen, die bei den Unternehmen und Verbrauchern eine Abwartehaltung auslösen. Seit geraumer Zeit steht die IW-Konjunkturampel mehrheitlich auf Gelb und Rot.
Investitionen leiden unter Coronanachwirkungen, Kriegen und der Politik
Bei den Investitionen geht es mittlerweile um sehr viel: Die Ausfälle bei den Bruttoanlageinvestitionen infolge der Pandemie, der geopolitischen Konflikte und in Teilen aufgrund der Regierungstätigkeit in Deutschland belaufen sich gemäß einer IW-Schätzung seit dem Jahresanfang 2020 auf insgesamt rund 210 Mrd. €. Davon entfallen allein rund 40 Mrd. € auf das erste Halbjahr 2024.
Während sich die Investitionsverluste zunächst auf die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen beliefen, kommen seit dem Jahr 2022 auch die kräftigen Ausfälle bei den Bauinvestitionen hinzu. Diese immensen Investitionsverluste beeinträchtigen die Konjunktur. Sie bremsen langfristig aber auch empfindlich unser Produktionspotenzial – aus dem die zukünftigen Einkommen und Steueraufkommen entstehen.
Zwei Ereignisse haben Anfang November den Cocktail an Unwägbarkeiten zusätzlich befüllt. Während in den USA die Wahl gelaufen ist und das Ergebnis schnell feststand, brach zeitgleich in Deutschland die Regierungskoalition auseinander. Nun stehen vorgezogene Bundestagswahlen an.
Die Entscheidungen der Trump-Regierung werden Wirkung auf die deutsche Wirtschaft haben
Nach den Wahlen in den USA wird es nun spannend, welche weltpolitischen Entscheidungen von der Trump-Administration getroffen werden und wie sie das globale Wirtschaftsleben und damit auch die Investitionstätigkeit in Deutschland beeinflussen.
Unter wirtschaftspolitischen Gesichtspunkten geht es darum, ob und wie der grenzüberschreitende Handel – etwa über US-Einfuhrzölle und durch Gegenreaktionen – beschränkt wird. Auch bleibt abzuwarten, ob und welche Probleme in den internationalen Lieferketten und der Unternehmenskooperation entstehen.
Möglich sind eingeschränkte Zugänge zum US-Beschaffungsmarkt, etwa bei Hochtechnologien, Blockaden von Investitionen oder bei technologischen Kooperationen.
Subventionen in den USA könnten deutsche Wirtschaft benachteiligen
Nicht zuletzt sind Wettbewerbsverzerrungen durch Nachteile bei Energiekosten und Umweltstandards sowie durch industriepolitische Subventionierungen oder Wechselkursmanipulationen möglich. Es bleibt abzuwarten. Hinzu kommen Unwägbarkeiten bei der sicherheitspolitischen Gangart der USA. Dies determiniert auch die wirtschaftlichen Risiken.
Mit Blick auf Deutschland stellt sich die Frage, wie denn die Bundestagswahl im Februar nächsten Jahres ausgehen wird und wann mit einer neuen Regierung zu rechnen ist.
Die Rahmenbedingungen für die dringend notwendigen Investitionen am Standort Deutschland bleiben erst einmal offen. Sie werden möglicherweise früher adressiert. Es besteht zunächst das Risiko, dass 2025 ein weiteres verlorenes Jahr für die sorgsame und verantwortungsvolle Pflege unserer Wohlstandsbasis ist.