Ifo-Geschäftsklima: Exklusive Sektoranalyse aus den Branchen Metalle, Tiefbau sowie Gummi und Kunststoffwaren
Der Ifo-Geschäftsklimaindex gab im Dezember erneut nach. So steht es um die Branchen Metalle, Kunststoffe und Tiefbau.
Die Stimmung der Unternehmen in Deutschland hat sich verschlechtert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank im Dezember auf 84,7 Punkte, nach 85,6 Punkten im November. Das ist der niedrigste Wert seit Mai 2020. Der Rückgang war insbesondere auf die pessimistischeren Erwartungen zurückzuführen. Die aktuelle Lage wurde hingegen von den Unternehmen besser bewertet. „Die Schwäche der deutschen Wirtschaft ist chronisch geworden“, kommentiert das Ifo Institut.
Ifo-Konjunkturexperte Felix Leiss wirft in diesem Monat exklusiv für VDI nachrichten einen tieferen Blick in die Sektoren Gummi und Kunststoffwaren, Metalle und Tiefbau.
Gummi und Kunststoffwaren
Bei den Herstellern von Gummi und Kunststoffwaren herrschte ein raues Klima. Die Geschäfte liefen schlecht, sehr weitverbreitet waren unzufriedene Stimmen zu vernehmen. Dazu befürchteten die Unternehmen an vielen Stellen weitere Geschäftsrückgänge im ersten Halbjahr 2025. Die Nachfrage war weiterhin schwach und die Auftragsbestände waren rückläufig. Zu Beginn des vierten Quartals wurde mit 69,5 % eine deutliche Unterauslastung der Produktionsanlagen gemeldet, die sich seitdem nicht entspannt haben dürfte. Im langfristigen Mittel betrug die Kapazitätsauslastung in der Branche 80,3 %. Diese Entwicklung wird zunehmend bedrohlich, im Oktober hatten 15,9 % der Betriebe von Existenzsorgen berichtet, eine Zunahme um 10 Prozentpunkte binnen Jahresfrist. In Anbetracht der angespannten Situation dachten die Unternehmen an vielen Stellen über Stellenabbau nach.
Metallerzeugung und -bearbeitung
Die energieintensive Branche befindet sich weiterhin in einer ernsten Schieflage: Infolge der schwelenden Energiekrise haben die Unternehmen Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, dazu sorgt die insgesamt kraftlose konjunkturelle Entwicklung für eine anhaltend schwache Nachfrage. Mit zunehmendem Lagerdruck musste das Produktionstempo über die letzten Monate immer weiter gedrosselt werden. Zu Beginn des vierten Quartals wurde noch eine Auslastung von 73,5 % ermittelt, was fast 8 Prozentpunkte unter dem langfristigen Mittel liegt. Für die kommenden Monate befürchten die Betriebe auf breiter Front weitere Geschäftseinbußen. Die Produktions- und Personalpläne waren entsprechend restriktiv gestaltet, der Stellenabbau dürfte sich fortsetzen.
Tiefbau
Im Tiefbau wurde am aktuellen Rand eine Verbesserung der Geschäftssituation gemeldet. Anders als der zinssensible Hochbau zeigt sich die Sparte generell in robuster Verfassung, auch wenn die Geschäftserwartungen pessimistisch blieben. Die Auftragsbestände waren stabil und auch die Auslastung konnte bisher auf einem branchenspezifisch guten Niveau gehalten werden. Im Berichtsmonat lag sie bei 74,4 % und damit sogar knapp 3 Prozentpunkte über dem Niveau im Vorjahresmonat. Von Finanzierungsproblemen war mit 3,8 % der Meldungen allerdings etwas öfter die Rede als vor Jahresfrist. Im Dezember 2023 hatte der Anteil bei 2,0 % gelegen. Der Fachkräftemangel blieb ein drängendes Problem, die starke konjunkturelle Abkühlung im Hochbau sorgt hier nur für eine leichte Entspannung. Aktuell klagten 32,5 % der Betriebe im Tiefbau über einen Mangel an geeigneten Bewerbern.
Architektur
Automotive
Chemie
DV-Geräte, elektronische und optische Erzeugnisse
Elektronik
Hochbau
Maschinenbau
Das Ifo Institut fragt monatlich bei 9000 Unternehmen in Deutschland wichtige Daten ab. So ermitteln die Münchner Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen nach Branchen gesplittet die aktuelle Geschäftslage und die Erwartungen für die nächsten sechs Monate in den Unternehmen. Beispiel: Wenn 40 % der Befragten ihre derzeitige wirtschaftliche Lage positiv beurteilen, 60 % dagegen negativ, ergibt das eine Geschäftslage von –20 %.