In der deutschen Wirtschaft steckt viel Potenzial trotz neuer Coronawelle
Für das neue Jahr zeigen sich Industrie und Dienstleister zuversichtlich, zeigen die Daten der Konjunkturbefragung des IW.
Die wieder stark aufflammenden Coronainfektionen werden im Winterhalbjahr 2021/2022 die deutsche Konjunktur ein weiteres Mal belasten. Die Industrie leidet nach wie vor unter Produktionsstörungen infolge fehlender Vorleistungen. Pandemiebedingte Ausfälle von Mitarbeitenden können dies nun verstärken. Bei den konsumnahen Dienstleistungen würgt die pandemiebedingte Zurückhaltung der Kunden erneut die Erholung ab.
Unternehmen zeigen Zuversicht für die Konjunktur
Gleichwohl gehen die Unternehmen mit hoher Zuversicht in das neue Jahr. Das stellt ein mutmachendes Erwartungsumfeld für die Konjunktur dar. Aufgestauter Konsum und längst überfällige Investitionen warten auf ihre Realisierung. Diese Nachholbedarfe nähren den Optimismus.
Die Hälfte der vom Institut der deutschen Wirtschaft zum Jahresende 2021 befragten Wirtschaftsverbände rechnet für 2022 mit höheren Investitionen in ihrer Branche. Besonders innerhalb des Servicesektors ist eine Aufhellung der Investitionsperspektiven zu verzeichnen.
Hier gibt es keinen Verband, der für seine Unternehmen rückläufige Investitionen ausmacht. Die Investitionsmotive sind ganz unterschiedlich gelagert: Zum einen spiegeln die zuversichtlichen Perspektiven die infolge der Pandemie schlechte Ausgangslage von 2021 wider – etwa in der Werbewirtschaft. Zum anderen speist sich die expansive Investitionstätigkeit aus den langfristigen Notwendigkeiten zur permanenten Erneuerung des Kapitalstocks – oft angetrieben durch die Digitalisierung. Das trifft auf den Finanzsektor oder die Informationswirtschaft zu.
„Keiner der Wirtschaftsverbände erwartet für 2022 einen Produktions- oder Geschäftsrückgang.“ Michael Grömling, Leiter der Forschungsgruppe Konjunktur (IW)
Auch in der Industrie gibt es Branchen, in denen sich die Investitionen nach den Rückgängen in den Jahren 2020 und auch 2021 schlichtweg wieder erholen – etwa im Maschinenbau. Daneben sind aber auch Branchen zu beobachten, wo die Investitionen im Jahr 2022 eher auf der Stelle treten – wie in der Chemie- und Pharmaindustrie oder in der Automobilindustrie. Und nicht zuletzt weisen einige wenige Industrieverbände – etwa Schiffbau und Meerestechnik, Papierindustrie und Bergbau – darauf hin, dass in ihrem Bereich die Investitionen unter dem Niveau von 2021 liegen werden.
Wirtschaftsverbände erwarten keine Produktionsrückgänge
Die insgesamt positiven Investitionserwartungen spiegeln sich in den optimistischen Produktionsperspektiven der Unternehmen wider: Keiner der vom IW befragten Wirtschaftsverbände erwartet für 2022 einen Produktions- oder Geschäftsrückgang. Von den 48 befragten Verbänden prognostizieren vier sogar eine wesentlich höhere Produktion.
Hierzu zählen in der Industrie der Maschinenbau sowie die Stahl- und Metallverarbeitung. Das dürfte an der erwarteten Erholung der internationalen Investitionstätigkeit liegen. Zudem spiegelt dies über die vielfältigen Vorleistungsverflechtungen auch die voraussichtliche Trendwende im Automobilbereich wider. Das Gros der Industrie erwartet aber eher moderate Produktionszuwächse im Jahr 2022.
Rascher Einstieg in das E-Business half dem Mittelstand durch die Coronakrise
Bei den Dienstleistungsverbänden spricht der Leasingverband von wesentlich besseren Geschäftserwartungen für 2022, was sich ebenfalls aus der Erholung der Investitionstätigkeit erklären lässt. Die sehr zuversichtlichen Erwartungen der Informationswirtschaft ergeben sich aus der dynamischen Nachfrage nach Software und IT-Services im Gefolge der Digitalisierung sowie der notwendigen Maßnahmen für Cybersicherheit. In den sehr unterschiedlichen Dienstleistungsbereichen ist größtenteils eine moderate Verbesserung in Sicht. Jedenfalls gibt es keinen Servicebereich, in dem für 2022 ein Geschäftsrückgang prognostiziert wird. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob dieser Optimismus nochmals korrigiert werden muss.