Wirtschaft 2020 09. Mrz 2020 von Martin Ciupek Lesezeit: ca. 3 Minuten

Maschinenbau leidet nicht nur unter Corona-Folgen

Zwar ist der Deutsche Maschinenbau gut ins neue Jahr gestartet, doch andere Indikatoren zeigen, dass es in den kommenden Monaten schwieriger werden könnte. Nicht nur wegen des Coronavirus hält der Branchenverband VDMA nun weitere Reformen für dringend nötig.


Foto: panthermedia.net / Uwe Moser

Schon vor den Handelshemmnissen durch das Coronavirus hat sich die Situation im Deutschen Maschinenbau eingetrübt. Auch wenn die Auftragseingänge im Januar 2020 laut Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) 7 % über dem Vorjahreswert liegen, bleibt die Situation ernst. „Das ist leider kein Zeichen für eine nachhaltige Konjunkturbelebung“, kommentierte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers die Zahlen. Für das Plus seien vor allem einige Großaufträge verantwortlich, die im Januar in die Bücher kamen. „Wir müssen zudem damit rechnen, dass sich die Auswirkungen der Corona-Krise in den nun anstehenden Berichtsmonaten deutlich in den Orderzahlen widerspiegeln werden“, stellte er fest.

Vor dem Hintergrund lobte die Branchenvereinigung die aktuellen Entscheidungen der Bundesregierung als wichtiges Zeichen. VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann: „Die Große Koalition hat gute und schnell wirkende Beschlüsse getroffen, um die mittelständischen Unternehmen im Kampf gegen die Corona-Krise zu unterstützen.“ Er meint damit insbesondere die Verbesserung beim Kurzarbeitergeld, insbesondere die vollständige Erstattung der vom Arbeitgeber zu tragenden Beiträge zur Sozialversicherung. Er sagte weiter: „Das Coronavirus ist ein temporärer, heftiger Schock für die Industrie, zu dessen Bekämpfung die Betriebe in erster Linie genügend Liquidität benötigen, um die Zeit bis zum Wiederanspringen der Nachfrage zu überbrücken. Daher ist es gut, dass die Regierung nun in Abstimmung mit den Spitzenverbänden der Industrie weitere konkrete und schnell wirkende Maßnahmen beschließen will.“

Finanzlage spitzt sich bereits zu

Dass sich hier die Situation seit vergangenem Jahr wieder zuspitzt, zeigt eine aktuelle Studie des Verband der Vereine Creditreform e.V. aus Neuss. Danach ist besonders der Maschinenbau vom Rückgang der wirtschaftlichen Entwicklung betroffen. Das durch Handelskonflikte und Umbrüche in der Automobilindustrie geprägte Gesamtbild spiegelt sich in der neuesten Auswertung der Creditreform Wirtschaftsforschung zu den Ausfallraten im deutschen Maschinenbau. Als „Ausfall“ bewertet Creditreform Unternehmen, bei denen „harte Negativmerkmale“ wie ein Insolvenzverfahren vorliegen oder die die Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllen können. Laut der aktuellen Erhebung stieg der Anteil ausgefallener Maschinenbauunternehmen in 2019 gegenüber dem Vorjahreswert von 1,16 % sprunghaft auf 1,41 %. „Das ist der höchste Stand seit 2015“, heißt es dazu aus Neuss.

Dabei hat Creditreform deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern ausgemacht. Insbesondere mit Blick auf den „Maschinenraum“ der Branche zeigt sich die Wirtschaftsauskunftei besorgt: „In Bayern, Baden-Württemberg und NRW gibt es rund 11 000 Maschinenbauer – ein Anteil von 62 % an der Gesamtzahl der entsprechenden Unternehmen. Obwohl die Bundesländer mit der höchsten Besatzdichte bei den Ausfallraten eher im Mittelfeld liegen, ist dennoch ein sprunghafter Anstieg im Jahr 2019 zu erkennen.“ So habe das Industriekernland Baden-Württemberg 2019 sogar mit 1,42 % eine höhere Ausfallrate gehabt als im von Nachwehen der Finanzkrise geprägten Jahr 2013 (1,40 %). Am stabilsten zeigten sich Maschinenbauunternehmen aus Rheinland-Pfalz (0.64 %), während die Ausfallrate in Berlin mit 3,31 % am höchsten lag.

Im Vorgriff auf die in Kürze erscheinende Ausfallstudie der Creditreform Rating AG lautet das Fazit: „Die globale wirtschaftliche und politische Gemengelage trifft die deutschen Schlüsselindustrien.“

Verhältnisse im Automobilbau verschieben sich

Auch der Blick auf die für den Maschinenbau wichtigen Abnehmer aus der Automobilindustrie deuten auf eine Verschiebung der Verhältnisse hin. Neben dem durch die Elektromobilität nötigen technischen Wandel, zeigt sich das auch beim Blick auf die Produktionsstandorte. Nach einer am 6. März veröffentlichten Analyse von der Frankfurter db Research, den Marktbeobachtern der Deutsche Bank AG, fertigten die deutschen Autohersteller 2019 deutlich mehr Pkw in China als in ihren heimischen Fabriken. Damit bleibe China der mit Abstand größte ausländische Produktionsstandort der deutschen Autoindustrie. Als Warnsignal bewerteten die Analysten allerdings, dass die Produktionsstückzahlen in Deutschland zum zweiten Mal in Folge um etwa 9 % gegenüber dem Vorjahr zurückgingen, auf 4,67 Mio. Fahrzeuge im Jahr 2019. „Damit rutschte die inländische Produktion erstmals seit dem Rezessionsjahr 2009 unter die Marke von 5 Mio. Stück und auf den tiefsten Wert seit 1996“, heißt es aus Frankfurt. Zwar sei auch die Produktion deutscher Hersteller in China zuletzt gesunken, allerdings nur um 0,9 % auf 5,08 Mio. Automobile.

Obwohl die Produktionszahlen deutscher Hersteller aktuell wegen des Coronavirus rückläufig seien, werde das am langfristigen Trend laut db Research nichts ändern. China werde als Produktionsstandort für die deutsche Automobilindustrie weiter an Bedeutung gewinnen.

Auch das kann den vorwiegend mittelständisch geprägten Maschinenbau in Deutschland nicht kalt lassen. Deshalb fordert die Branchenvereinigung VDMA über die aktuelle Situation hinaus wirtschaftspolitische Reformen. „Speziell für den familiengeführten Mittelstand ist es ein wichtiger Schritt, dass Personengesellschaften die Option eingeräumt wird, sich auch wie eine Kapitalgesellschaft besteuern zu lassen. Und wir hoffen, dass die angekündigte Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren bis zum Herbst auch tatsächlich umgesetzt wird“, machte VDMA-Hauptgeschäftsführer Brodtmann deutlich.

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