IW-Konjunkturampel 18. Mai 2022 Von Michael Grömling Lesezeit: ca. 2 Minuten

Ukrainekrieg sorgt für neue Konjunkturdämpfer

Der Ukrainekrieg belastet die deutsche Industrie. Das nächste Jahr verheißt Besserung.

Beim genauen Blick auf die geopolitische Situation halten sich Industriebetriebe mit Investitionen zurück. Ein weiterer Grund sind anhaltende Lieferengpässe bei Investitionsgütern.
Foto: panthermedia.net/ Phovoi R.

Durch den Krieg in der Ukraine entstehen für die Unternehmen in Deutschland zusätzliche Herausforderungen und Anpassungslasten. So dürften die stark ansteigenden Verbraucherpreise der Erholung beim Konsum merklich entgegenwirken. In der Industrie kamen zu den bestehenden Störungen neue Unsicherheiten bei der Material- und Energieversorgung hinzu. Zudem stiegen die Produktionskosten der Unternehmen nochmals kräftig an. Die Erzeugerpreise der gewerblichen Wirtschaft lagen im März 2022 um 30 % über dem Vorkrisenniveau.

Investitionen und Konsum gingen in Deutschland gleichermaßen zurück. Die Industrie hat weiterhin mit Lieferengpässen bei Investitionsgütern zu kämpfen. Grafik: IW

Exportrückgänge und Konsumausfälle belasten die Investitionsbudgets

Die schlechten geoökonomischen Rahmenbedingungen belasten die Investitionstätigkeit. Dies liegt zum einen an der wieder deutlich gestiegenen Unsicherheit und der entsprechend gedämpften Investitionsneigung. Exportrückgänge und inflationsbedingte Konsumausfälle belasten die Geschäfte und die Investitionsbudgets.

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Zum anderen wird die Investitionstätigkeit wegen den weiterhin erwarteten Lieferengpässen bei Investitionsgütern zurückgehalten. Vor allem dies erklärt die hohe Investitionslücke im vergangenen Jahr. Für das Jahr 2022 haben sich die Investitionsabsichten der Unternehmen gemäß der aktuellen Frühjahrsumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft zwar abgekühlt, sie sind aber weiterhin deutlich positiv: Der Anteil der Firmen, die im laufenden Jahr ihre Investitionen erhöhen wollten, ging gegenüber der Umfrage vom November 2021 um fünf Prozentpunkte auf 43 % zurück.

Der Anteil der Pessimisten stieg ebenfalls um fünf Prozentpunkte auf 20 % an. Damit befindet sich der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen jedoch immer noch spürbar über dem langfristigen Durchschnitt. In der Umfrage von Anfang April 2022 konnten bereits potenzielle Beeinträchtigungen durch den Krieg in der Ukraine berücksichtigt werden.

Steigende Zinsen kein Investitionshemmnis

Für den weiteren Betrachtungszeitraum wird davon ausgegangen, dass das Zinsniveau steigt und sich die bislang sehr guten Finanzierungsbedingungen für Unternehmen verschlechtern. Gleichwohl dürfte diese Entwicklung kein Finanzierungshemmnis für Investitionen darstellen.

„Exportrückgänge und inflationsbedingte Konsumausfälle belasten die Geschäfte und die Investitionsbudgets“, warnt Michael Grömling, Leiter der Forschungsgruppe Konjunktur (IW). Foto: IW

Für das laufende Jahr wird mit einem Anstieg der realen Ausrüstungsinvestitionen um rund 4 % gerechnet. Damit bleibt das gesamtwirtschaftliche Investitionsvolumen unter dem Vorkrisenniveau. Unter der Voraussetzung nicht weiter eskalierender Konflikte wird für das nächste Jahr mit einer Belebung der Investitionstätigkeit in Deutschland gerechnet. Denn es werden sich der aufgestaute Investitionsbedarf sowie die höheren Rüstungsausgaben bemerkbar machen.

Ukrainekrieg trifft den Maschinenbau hart

Bei diesen zuversichtlichen Prognosen wird unterstellt, dass es im zweiten Halbjahr 2022 zu keinen zusätzlichen Belastungen durch die russische Aggression und andere geopolitische Konflikte kommt.

Das Preisniveau bleibt hoch, es kommen aber keine zusätzlichen negativen Inflationseffekte mehr hinzu. Im nächsten Winterhalbjahr muss weiterhin mit Konjunkturbelastungen durch die Coronapandemie gerechnet werden. Das Institut der deutschen Wirtschaft geht zwar davon aus, dass sich die globale Lieferproblematik im kommenden Jahr entspannt, alle Produktionsstörungen werden aber nicht behoben sein.

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