Bundeswehr demonstriert Fähigkeiten des Schützenpanzers Puma
Mit dem Puma erhalten die Panzergrenadiere ein wesentlich leistungsfähigeres Waffensystem. Damit steigen auch die Anforderungen an die Soldaten.
Die Schnellbrücke klemmt. Minutenlang montiert der Kommandant des Brückenpanzers an der Verriegelung der beiden Brückenteile herum, bevor die wartenden Schützenpanzer Marder vorrücken können. Die Episode auf dem Truppenübungsplatz Bergen bei einem Gefechtschießen des Panzergrenadierbataillons 212 ist symptomatisch für den Zustand der Bundeswehr: Demonstriert werden sollte, welchen riesigen Sprung die Ablösung des 50 Jahre alten Schützenpanzers Marder durch den Puma bedeutet. Trotzdem wird deutlich, dass es bei der Bundeswehr immer wieder klemmt. Der Marder hat mittlerweile eine halbes Jahrhundert im Einsatz hinter sich, Generationen von Zeitsoldaten und Wehrpflichtigen haben mit ihm Fahren, Kämpfen und Schießen geübt.
Probleme mit Antriebsstrang und Laufwerk
Sein Nachfolger Puma hat seit Jahren den Ruf des Pleiten-Pech-und-Pannen-Panzers weg. Ständige Kostensteigerungen, Nachrüstungen und technische Probleme beschäftigten Presse und Politik. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass die Belüftung geändert werden musste, um den Einsatz hochschwangerer Soldatinnen zu erlauben – eine Behauptung, der die Bundeswehr entschieden widersprach. Nach der Vertragsunterzeichnung zwischen den Herstellern Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall Landsysteme und der Bundeswehr im Jahr 2004 stellten sich rasch Probleme mit Antriebsstrang und Laufwerk heraus, die das Projekt um zwei Jahre verzögerten. Einsparungen im Verteidigungshaushalt führten dazu, dass das Verteidigungsministerium statt der geplanten 405 nur noch 350 der Schützenpanzer abnehmen wird. Das Absenken der Produktionszahlen bei gleichzeitigem Umlegen der Entwicklungskosten führten dazu, dass der Puma die unrühmliche Spitzenposition als weltweit teuerster Schützenpanzer hält. Jedes Exemplar kostet knapp 9 Mio. €.
Feuerleitanlage hält Maschinenkanone stets im Ziel
Für dieses Geld enthält die Panzertruppe ein Hightechgerät, das ihre Kampfweise grundlegend verändert, wie sie den Journalisten in Belsen eindrucksvoll demonstrierte. Die 30-mm-Bordkanone verleiht dem Puma eine enorme Feuerkraft auf bis zu 3000 m. Die Feuerleitanlage hält die stabilisierte Kanone unabhängig von Fahrtrichtung und Bodenbeschaffenheit im Ziel. Damit kann der Puma aus der Fahrt heraus präzise seine Ziele treffen. Der Marder dagegen muss vor dem Einsatz seiner Bordkanone immer anhalten. Der Leopard II indes verfügt bereits seit seiner Einführung vor 40 Jahren über eine stabilisierte Bordkanone. Dank seines starken 800-KW-Motors von MTU kann der 43 t schwere Puma mit dem Leopard mithalten – damit ist eine alte Forderung der Panzertruppe erfüllt.
Die technische Hochrüstung verändert auch die physischen und psychischen Anforderungen an die Soldaten. Galten Panzergrenadiere traditionell nicht als die intellektuell anspruchsvollste Truppengattung, hat sich das Bild gewandelt. Auf dem Puma dienen keine freiwillig Wehrdienstleistenden mehr, dafür sind die verlangten Qualifikationen zu hoch. Nach Dienstschluss ist Pumpen im Fitnessstudio der Kaserne angesagt, nicht mehr Stubenabend mit vier Kästen Bier, versichert ein altgedienter Unteroffizier.