GDLer stimmen mit 97 % für unbefristete Bahnstreiks
Der Tarifkonflikt zwischen Bahn und Lokführergewerkschaft GDL eskaliert weiter. Die Gewerkschaftsmitglieder sprachen sich in einer Urabstimmung mit großer Mehrheit für weitere unbefristete Streiks aus.
Mindestens 75 % der Stimmen waren erforderlich. Am Ende wurden es 97 %. Ein eindeutiges Mandat für GDL-Chef Claus Weselsky im Tarifkonflikt mit der Bahn eine Schippe zuzulegen. Bahnfahrer müssen mit massiven Einschränkungen des Personenverkehrs rechnen. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu im Überblick:
Wann beginnen die GDL-Streiks?
Die GDL hat einen sogenannten „Weihnachtsfrieden“ zugesichert. Vor dem 7. Januar soll es keine Bahnstreiks geben, damit alle über die Weihnachtsfeiertage ihre Familien besuchen können und auch gut wieder nach Hause kommen. „Ab dem 8. Januar sollte man mit längeren Arbeitskämpfen rechnen“, sagte Weselsky vor einigen Tagen der „Augsburger Allgemeinen“.
Wie lange kann die GDL den Bahnverkehr lahmlegen?
Prinzipiell dürfen Streiks nach einer Urabstimmung unbegrenzt geführt werden. „Wir sind so verantwortungsbewusst, dass wir nicht auf ewige Zeiten streiken werden“, versicherte Weselsky zwar im Vorfeld, betonte aber: „Es bleibt nicht bei weiteren 24-Stunden-Streiks.“ Auch ein Blick in die Vergangenheit zeigt, Tarifkonflikte zwischen Bahn und GDL gingen selten ohne mehrtägige Arbeitsniederlegungen aus. 2021 streikte die GDL für fünf Tage, 2015 einmal gar für sechs.
Warum war die Urabstimmung nötig?
Die streikenden Bahnbeschäftigten erhalten während der Arbeitsniederlegung kein Gehalt. Die Gewerkschaft kompensiert die Einbußen zwar, aber nur teilweise. Mit der Urabstimmung geben die Gewerkschaftsmitglieder also ihre Zustimmung zu diesen kurzfristigen Gehaltseinbußen. Eine Zustimmung von 75 % der Mitglieder ist erforderlich, um in den unbefristeten Streik treten zu können.
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Wie viele Streiks gab es bereits 2023?
Nicht nur die Lokführergewerkschaft GDL, sondern auch die Eisenbahnergewerkschaft EVG hat in diesem Jahr für Zugausfälle gesorgt. Nach zwei Streiks der EVG folgten zwei weitere Warnstreiks der GDL, sodass Bahnkunden insgesamt viermal betroffen waren.
Sind die Streiks die Ursache für die schlechte Pünktlichkeitsquote der Bahn?
Nein. Durch die Streiks kommt es in erster Linie zu Zugausfällen. Die werden in der Pünktlichkeitsstatistik nicht gezählt.
Wie gehen die Verhandlungen weiter?
Die GDL hatte die Tarifgespräche Ende November abgebrochen und auch eine Schlichtung vorerst ausgeschlossen, so lange von Seiten der Arbeitgeber kein Entgegenkommen erkennbar sei. Mit erneuten Streiks wolle die GDL die „Blockadehaltung der Bahn brechen“, so Weselsky.
Was fordern die Lokführer konkret?
Die Gewerkschaft fordert unter anderem 555 € mehr im Monat sowie eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie bei einer Laufzeit von einem Jahr. Die Bahn hat im Gegenzug 11 % Lohnerhöhung angeboten, allerdings bei einer wesentlich längeren Laufzeit von 32 Monaten. Beide Seiten betonen aber, dass die Lohnfrage nur eine untergeordnete Rolle spiele. Knackpunkt der Verhandlungen ist eine Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Wochenstunden. Die GDL fordert dies bei vollem Lohnausgleich. Die Bahn argumentiert dagegen, der Personalaufbau, der durch eine derartige Reduzierung der Arbeitszeit notwendig werde, sei in kurzer Zeit nicht möglich. Personalvorstand Martin Seiler kalkuliert mit 10 % zusätzlichen Lokführern und -führerinnen, die eingestellt werden müssten. Das gebe der angespannte Arbeitsmarkt nicht her.
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Was verdienen Lokführer?
Das Gehalt der Lokführer oder Lokführerin bei der Deutschen Bahn ist abhängig von der Berufserfahrung. Auch Einsätze im internationalen Verkehr oder als Ausbilder werden höher honoriert. Die Gehälter bewegen sich aber in einem Rahmen von 45 000 € bis 56 000 € inklusive Zulagen. (aw/dpa)