Internationales Manöver Blue Flag 20. Okt 2021 Von Peter Steinmüller Lesezeit: ca. 3 Minuten

Luftwaffe übt über der israelischen Wüste

Die deutsche Luftwaffe beteiligt sich mit sechs Eurofightern an dem internationalen Manöver „Blue Flag“. Neben den militärischen Aspekten hat hat das Engagement große politische Bedeutung.


Foto: Bundeswehr

Für die Soldatinnen und Soldaten der deutschen Luftwaffe in Israels Negev-Wüste ist gerade Halbzeit. Noch bis zum 18. Oktober nehmen sie an der internationalen Übung „Blue Flag“ teil. Das Manöver, an dem sich dieses Jahr acht Nationen beteiligen, gilt als eines der qualitativ hochwertigsten Luftwaffenübungen der Welt. Den israelischen Luftstreitkräften zufolge ist die diesjährige Übung die größte und anspruchsvollste, die dieses Land je ausgerichtet hat.

Sechs Eurofighter nehmen zurzeit an der Übung Blue Flag in Israel teil. Links im Bild entfernt gerade ein Soldat die "Remove-Before-Flight"-Bolzen.

Foto: Frank Bärwald/Bundeswehr

Der vierzehntägige Übungsbetrieb von Blue Flag belastet Material und Menschen. Hier kontrolliert ein Luftwaffensoldat den Lufteinlass eines Eurofighters.

Foto: Frank Bärwald/Bundeswehr

Auch die U.S. Air Force beteiligt sich an Blue Flag. Hier wird ein Jagdbomber vom Typ F-16 C gewartet.

Foto: U.S. Air Force photo by Tech. Sgt. Maeson L. Elleman

Ein historischer Moment: Im August 2020 überflog eine Formation aus Maschinen der israelischen und deutschen Luftstreitkräfte das KZ Dachau.

Foto: Bundeswehr/Stefan Petersen

Der Besuch der israelischen Luftstreitkräfte in Deutschland im Jahr 2020 hatte nicht nur symbolischen Charakter, es wurde ganz praktisch der Einsatz geprobt. Hier fliegen ein israelischer Jagdbomber vom Typ F-16C/D Barak und ein Eurofighter vom Taktischen Luftwaffengeschwader 31 "Boelcke" in Formation.

Foto: Bundeswehr/Stefan Petersen

Die Beteiligung der Luftwaffe an Blue Flag hat mittlerweile Tradition. Hier rollen im Jahr 2017 deutsche Kampfflugzeuge vom Typ Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 73 "Steinhoff" zu den Hangars auf der Ovda Air Base.

Foto: Bundeswehr/Ronny Peters

Bereits in den 1950er-Jahren begann die militärische Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik und Israel. Dazu gehörte die geheime Lieferung von Transportflugzeugen des Typs Transall.

Foto: Hadani Dan/Public Domain

Die britische Royal Air Force nimmt zum ersten Mal an Blue Flag teil. Israelische und britische Piloten operieren erstmals gemeinsam im Nahen Osten. Im israelischen Unabhängigkeitskrieg schossen die Soldaten noch aufeinander. Das Bild zeigt ein israelisches Jagdflugzeug vom Typ S 199 aus der Zeit des Unabhängigkeitskrieges.

Foto: public domain

An der Lufstreitkräfte-Übung beteiligen sich weitere Nato-Staaten sowie Indien

Neben den israelischen Gastgebern und den Nato-Mitgliedern USA, Großbritannien, Frankreich, Italien, Griechenland und Deutschland ist auch zum zweiten Mal nach 2017 die indische Luftwaffe mit von der Partie. Für die britische Royal Air Force ist die Teilnahme dagegen eine Premiere. Bei der letzten Begegnung britischer und israelischer Piloten in dieser Region hatten die Jagdflieger beider Seiten im israelischen Unabhängigkeitskieg 1947 noch aufeinander geschossen.

Die Deutsche Luftwaffe ist bei Blue Flag mit rund 160 Frauen und Männern sowie sechs Eurofightern unter Führung des Taktischen Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ vertreten. Insgesamt nehmen rund 1000 Soldatinnen und Soldaten sowie 60 Kampfflugzeuge teil.

Ziel der Übung ist es, die Zusammenarbeit von unterschiedlichen Luftstreitkräften zu verbessern, das heißt, die Interoperabilität zu erhöhen. „Der israelische Luftraum sowie die Topografie in der Negev unterscheiden sich gravierend von den vertrauten europäischen Verhältnissen. Dazu kommt, dass mit Indien und Israel zwei Länder außerhalb der Nato mittrainieren, die eigene Verfahren nutzen, welche sich von denen der eingespielten Nato-Staaten unterscheiden“, erklärt die Luftwaffe die Herausforderungen. Die israelischen Offiziere entwickelten ein dazu passendes Trainingsprogramm. Am Anfang standen Flüge, in denen sich die nationalen Kontingente zunächst mit dem Luftraum vertraut machten. Es folgten Flüge in gemischten Formationen aus unterschiedlichen Ländern und mit den unterschiedlichen Flugzeugtypen. Am Ende stehen Übungen zum Erringen der Luftüberlegenheit sowie der Umgang mit Bedrohungen aus der Luft und vom Boden während einer Mission.

Angela Merkel besuchte Israel kurz vor Blue Flag

Wie schon in den Jahren zuvor hat die deutsche Beteiligung eine hohe politische Bedeutung – umso mehr, als Angela Merkel nur Tage vor Beginn von Blue Flag zum Abschiedsbesuch in Israel gewesen war. 2008 hatte die Kanzlerin vor der Knesset erklärt: „Diese historische Verantwortung Deutschlands ist Teil der Staatsräson meines Landes. Das heißt, die Sicherheit Israels ist für mich als deutsche Bundeskanzlerin niemals verhandelbar.“ An dieses Bekenntnis knüpfte der Generalleutnant Ingo Gerhartz an.

„Tief bewegt, gebe ich Ihnen unser Versprechen: niemals wieder!“

„Den Worten der Kanzlerin, dass die Sicherheit Israels zur deutschen Staatsräson gehört, lassen wir Taten folgen“, so der Inspekteur der Luftwaffe, der anlässlich von Blue Flag nach Israel reiste. Zu seinem Programm gehörte der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, wo Gerhartz versicherte: „Unsere Verantwortung wird nicht enden, unsere Erinnerung nicht verblassen. Tief bewegt, gebe ich Ihnen unser Versprechen: niemals wieder!“ Als Zeichen dieser Verbundenheit flogen Gerhartz in einem Eurofighter und der Kommandeur der israelischen Luftstreitkräfte, Generalmajor Amikam Norkin, der am Steuer einer israelischen F-15 saß, in Formation über die Negev-Wüste. Der „Eagle Star“ getaufte Eurofighter von Gerhartz war mit einer speziellen Folie beklebt, die auf einem Flügel eine wehende israelische und auf dem anderen eine deutsche Fahne zeigt.

Gerhartz und Norkin hatten bereits vor zwei Jahren tragende Rollen in einem hoch symbolischen Akt innegehabt: Damals flogen sie anlässlich der Übung „Blue Wings“ in einer Formation von Flugzeugen der israelischen und deutschen Luftstreitkräfte über das KZ Dachau.

Luftwaffe nahm erstmals 2017 an Blue Flag teil

Blue Flag findet seit 2013 im zweijährigen Rhythmus statt. 2017 nahmen erstmals deutsche Kampfflugzeuge an der Übung in Israel teil. Die Luftwaffe war damals mit sechs Jets und rund 110 Soldaten vom Taktischen Luftwaffengeschwader 73 Steinhoff aus Laage bei Rostock dabei. Die historische Bedeutung des deutschen Engagements ordnete damals die israelische Tageszeitung Haaretz ein: „Was die Symbole roher militärischer Macht und historischer Erinnerungen angeht, kommt kaum etwas an den Anblick eines Eurofighters mit deutschen Hoheitszeichen heran, der die Position neben einer F-15 mit dem Davidstern einnimmt, bevor beide für eine Luftkampfübung in den Himmel über der Negev-Wüste abheben.“

Der Militärflugplatz Owda, von dem aus die Übung abgehalten wird, liegt an der Südspitze der Wüste Negev, nicht weit von der Touristenhochburg Eilat am Roten Meer mehr entfernt. Üblicherweise werden in dortigen Hotels Soldatinnen und Soldaten der an Blue Flag teilnehmenden Streitkräfte untergebracht, da die Unterkünfte in Owda nicht ausreichen. Nördlich von Owda liegt der Ramon-Krater. Mit einer Länge von fast 40 km, einer maximalen Breite von 10 km und Tiefe von bis zu 500 m bietet er ideale Voraussetzungen für Tiefflugübungen im Radarschatten der Täler. Die 12 000 km² große und kaum besiedelte Negev-Wüste ist in großen Teilen für die israelischen Streitkräfte reserviert.

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