Luftwaffe übt über der israelischen Wüste
Die deutsche Luftwaffe beteiligt sich mit sechs Eurofightern an dem internationalen Manöver „Blue Flag“. Neben den militärischen Aspekten hat hat das Engagement große politische Bedeutung.
Für die Soldatinnen und Soldaten der deutschen Luftwaffe in Israels Negev-Wüste ist gerade Halbzeit. Noch bis zum 18. Oktober nehmen sie an der internationalen Übung „Blue Flag“ teil. Das Manöver, an dem sich dieses Jahr acht Nationen beteiligen, gilt als eines der qualitativ hochwertigsten Luftwaffenübungen der Welt. Den israelischen Luftstreitkräften zufolge ist die diesjährige Übung die größte und anspruchsvollste, die dieses Land je ausgerichtet hat.
An der Lufstreitkräfte-Übung beteiligen sich weitere Nato-Staaten sowie Indien
Neben den israelischen Gastgebern und den Nato-Mitgliedern USA, Großbritannien, Frankreich, Italien, Griechenland und Deutschland ist auch zum zweiten Mal nach 2017 die indische Luftwaffe mit von der Partie. Für die britische Royal Air Force ist die Teilnahme dagegen eine Premiere. Bei der letzten Begegnung britischer und israelischer Piloten in dieser Region hatten die Jagdflieger beider Seiten im israelischen Unabhängigkeitskieg 1947 noch aufeinander geschossen.
Die Deutsche Luftwaffe ist bei Blue Flag mit rund 160 Frauen und Männern sowie sechs Eurofightern unter Führung des Taktischen Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ vertreten. Insgesamt nehmen rund 1000 Soldatinnen und Soldaten sowie 60 Kampfflugzeuge teil.
Ziel der Übung ist es, die Zusammenarbeit von unterschiedlichen Luftstreitkräften zu verbessern, das heißt, die Interoperabilität zu erhöhen. „Der israelische Luftraum sowie die Topografie in der Negev unterscheiden sich gravierend von den vertrauten europäischen Verhältnissen. Dazu kommt, dass mit Indien und Israel zwei Länder außerhalb der Nato mittrainieren, die eigene Verfahren nutzen, welche sich von denen der eingespielten Nato-Staaten unterscheiden“, erklärt die Luftwaffe die Herausforderungen. Die israelischen Offiziere entwickelten ein dazu passendes Trainingsprogramm. Am Anfang standen Flüge, in denen sich die nationalen Kontingente zunächst mit dem Luftraum vertraut machten. Es folgten Flüge in gemischten Formationen aus unterschiedlichen Ländern und mit den unterschiedlichen Flugzeugtypen. Am Ende stehen Übungen zum Erringen der Luftüberlegenheit sowie der Umgang mit Bedrohungen aus der Luft und vom Boden während einer Mission.
Angela Merkel besuchte Israel kurz vor Blue Flag
Wie schon in den Jahren zuvor hat die deutsche Beteiligung eine hohe politische Bedeutung – umso mehr, als Angela Merkel nur Tage vor Beginn von Blue Flag zum Abschiedsbesuch in Israel gewesen war. 2008 hatte die Kanzlerin vor der Knesset erklärt: „Diese historische Verantwortung Deutschlands ist Teil der Staatsräson meines Landes. Das heißt, die Sicherheit Israels ist für mich als deutsche Bundeskanzlerin niemals verhandelbar.“ An dieses Bekenntnis knüpfte der Generalleutnant Ingo Gerhartz an.
„Tief bewegt, gebe ich Ihnen unser Versprechen: niemals wieder!“
„Den Worten der Kanzlerin, dass die Sicherheit Israels zur deutschen Staatsräson gehört, lassen wir Taten folgen“, so der Inspekteur der Luftwaffe, der anlässlich von Blue Flag nach Israel reiste. Zu seinem Programm gehörte der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, wo Gerhartz versicherte: „Unsere Verantwortung wird nicht enden, unsere Erinnerung nicht verblassen. Tief bewegt, gebe ich Ihnen unser Versprechen: niemals wieder!“ Als Zeichen dieser Verbundenheit flogen Gerhartz in einem Eurofighter und der Kommandeur der israelischen Luftstreitkräfte, Generalmajor Amikam Norkin, der am Steuer einer israelischen F-15 saß, in Formation über die Negev-Wüste. Der „Eagle Star“ getaufte Eurofighter von Gerhartz war mit einer speziellen Folie beklebt, die auf einem Flügel eine wehende israelische und auf dem anderen eine deutsche Fahne zeigt.
Gerhartz und Norkin hatten bereits vor zwei Jahren tragende Rollen in einem hoch symbolischen Akt innegehabt: Damals flogen sie anlässlich der Übung „Blue Wings“ in einer Formation von Flugzeugen der israelischen und deutschen Luftstreitkräfte über das KZ Dachau.
Luftwaffe nahm erstmals 2017 an Blue Flag teil
Blue Flag findet seit 2013 im zweijährigen Rhythmus statt. 2017 nahmen erstmals deutsche Kampfflugzeuge an der Übung in Israel teil. Die Luftwaffe war damals mit sechs Jets und rund 110 Soldaten vom Taktischen Luftwaffengeschwader 73 Steinhoff aus Laage bei Rostock dabei. Die historische Bedeutung des deutschen Engagements ordnete damals die israelische Tageszeitung Haaretz ein: „Was die Symbole roher militärischer Macht und historischer Erinnerungen angeht, kommt kaum etwas an den Anblick eines Eurofighters mit deutschen Hoheitszeichen heran, der die Position neben einer F-15 mit dem Davidstern einnimmt, bevor beide für eine Luftkampfübung in den Himmel über der Negev-Wüste abheben.“
Der Militärflugplatz Owda, von dem aus die Übung abgehalten wird, liegt an der Südspitze der Wüste Negev, nicht weit von der Touristenhochburg Eilat am Roten Meer mehr entfernt. Üblicherweise werden in dortigen Hotels Soldatinnen und Soldaten der an Blue Flag teilnehmenden Streitkräfte untergebracht, da die Unterkünfte in Owda nicht ausreichen. Nördlich von Owda liegt der Ramon-Krater. Mit einer Länge von fast 40 km, einer maximalen Breite von 10 km und Tiefe von bis zu 500 m bietet er ideale Voraussetzungen für Tiefflugübungen im Radarschatten der Täler. Die 12 000 km² große und kaum besiedelte Negev-Wüste ist in großen Teilen für die israelischen Streitkräfte reserviert.