NRW-Vize-Ministerpräsidentin Mona Neubaur: Fracking ist keine Option
Trotz Energiekrise erteilt NRW-Wirtschaftsministerin und Vize-Ministerpräsidentin Mona Neubaur Fracking eine Absage. Auch einer Zerschlagung des vom Bund übernommenen Energiekonzerns Uniper lehnt sie ab. Den geplanten Abriss des Dorfes Lützerath hält sie aber angesichts von Gutachten für gerechtfertigt.
Der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber und die Grünen in Bayern wollen Wasserkraftwerke der Uniper Kraftwerke GmbH übernehmen. „Insgesamt geht es dabei um 97 Wasserkraftanlagen mit zusammen rund 970 MW Leistung und rund 4800 GWh Stromertrag pro Jahr in den Kraftwerksgruppen Donau, Isar, Lech und Main“, sagte Glauber kürzlich. Die Grüne Mona Neubaur erteilte den Begehrlichkeiten der Parteikollegen und -kolleginnen sowie dem Minister aus dem Süden gestern Abend bei einer Veranstaltung der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf eine Absage. „Wir tun uns und Uniper einen Gefallen, wenn wir Ruhe in den Laden bringen.“
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BDI fordert wissenschaftlich begleitete Fracking-Probebohrungen
Heute fordert der BDI erneut, dass wissenschaftlich begleitete Fracking-Probebohrungen erfolgen müssten. Eine heimische Schiefergasförderung unter Einsatz modernster Fracking-Verfahren mit höchsten Standards sollte einen wichtigen Beitrag zur Reduktion der Importabhängigkeit leisten und als bezahlbarer Energieträger die Energieversorgung in Deutschland sichern. Angesprochen auf die Möglichkeit des Frackings im Münsterland, betonte die Ministerin gestern Abend, dass Fracking keine kurzfristige Möglichkeit der Gasgewinnung biete. Zudem sei es nötig und sinnvoll, Investitionen auf klimafreundliche Technologie zu konzentrieren. Es sei wichtig und richtig, gerade in Regierungsverantwortung den notwendigen Pragmatismus auch durch Handeln zu zeigen, aber es sei genauso notwendig, „dass wir klug abwägen“. „Neben den ganzen Herausforderungen, die wir gerade durch den Ukrainekrieg erleben, ist ja die Klimakrise nicht weg, ist ja der Verlust der Arten nicht weg. Jetzt zu investieren, muss immer bedeuten, in klimaneutrale Technologien und in die Infrastruktur der Klimaneutralität zu investieren.“
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Neubaur setzt auf Tiefengeothermie statt auf Fracking
Neubaur lenkte den Blick auf geothermische Wärme aus der Tiefe, kurz Tiefengeothermie. Bei der hydrothermalen Geothermie wird natürlich vorkommendes Tiefenwasser genutzt, indem es durch eine mehrere Tausend Meter tiefe Förderbohrung an die Oberfläche gepumpt wird. Dort gibt das heiße Wasser seine Energie über Wärmetauscher an den Energieverbraucher ab und wird anschließend wieder in die Tiefe geleitet. Der Geologische Dienst NRW habe im Münsterland bereits seismische Messungen vorgenommen und die Auswertung der Ergebnisse sei hoffnungsvoll. Im Rheinland laufen diese Untersuchungen zurzeit. Sie hoffe, dass in etwa acht Jahren auf diese Weise in NRW Energie gewonnen werden könne. Diese Technologie habe geringere Risiken als Fracking.
Neubaur hofft auf konstruktiven Dialog mit Fridays for Future wegen Lützerath
Um die Stakeholder der Energiewende an einen Tisch zu bekommen und Kommunen und Initiativen eine Anlaufstelle zu geben, wird es ab dem kommenden Jahr eine Taskforce Erneuerbare Energien geben, kündigte die Ministerin an und betonte, dass NRW Industrie- und Stahlstandort bleiben müsse. Sie betonte die Nähe zu den Beneluxstaaten und ihren Seehäfen. „Es ist klar, dass wir nicht jedes Molekül Wasserstoff, dass für die Transformation gebraucht wird, selbst herstellen können“, sagte Neubaur. Angesprochen auf den vorgezogenen Ausstieg von RWE aus der Braunkohle und auf den damit verbundenen Abriss des Dorfes Lützerath, sprach sie von der Rechtmäßigkeit, das Gelände gehöre RWE. Sie rufe zu einem konstruktiven Dialog mit den Aktivisten und Aktivistinnen von Fridays for Future (FFF) auf, die zu einem geänderten Mindset in der Klimapolitik erheblich beigetragen haben und sich vehement für den Erhalt des Dorfes einsetzen.