Politik 24. Feb 2025 Von dpa/aw Lesezeit: ca. 6 Minuten

So reagiert die Industrie auf die Ergebnisse der Bundestagswahl 2025

Mit dem Ende des Wahlkampfs fängt die eigentliche Reformarbeit erst an, lautet das einhellige Fazit vieler Vertreter aus der Industrie. Das sind ihre Forderungen.

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Die Union steht als klarer Wahlsieger fest. Dass weder FDP noch BSW der Einzug in den Bundestag gelang, sollte die Koalitionsbildung vereinfachen. Das sei auch nötig, betonen viele Vertreter aus der Industrie. Denn angesichts der wirtschaftlichen Lage ist Eile geboten.
Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS/Stefanie Loos

Die Bundestagswahl 2025 kennt einen klaren Sieger. Die Union wird aller Voraussicht nach eine künftige Regierung anführen. Das schreibt die Industrie der künftigen Koalition ins Stammbuch.

VDI: „Entschlossenes und faktenbasiertes Handeln ist gefordert“

Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) betont, auch wenn die Regierungsbildung nicht einfach werde, könne Deutschland sich ein Abwarten nicht leisten. VDI-Direktor Adrian Willig macht klar: „Es ist Zeit, Taten sprechen zu lassen, Verantwortung für den Standort und die Bevölkerung zu übernehmen.“ Der Wirtschafts- und Technologiestandort Deutschland müsse „jetzt gestärkt werden, um zukunftsfähig zu bleiben“, so Willig weiter. Dazu gehöre eine europäische Perspektive. „Nur ein innovationstarkes Europa bringt uns wieder nach vorn. Energieversorgung, Infrastruktur, künstliche Intelligenz – all diese Transformationsfelder erfordern entschlossenes und faktenbasiertes Handeln“, so der VDI-Direktor.

Der VDI hat bereits im Vorfeld der Wahl Handlungsempfehlungen für die 21. Legislaturperiode formuliert. „Nur im technischen Diskurs mit Ingenieuren und Ingenieurinnen können wir Lösungen entwickeln, die Deutschland und Europa langfristig wettbewerbsfähig halten“, ist der VDI überzeugt. Das Impulspapier steht hier zum Download zur Verfügung. 

BDI zur Bundestagswahl: „Wirtschaft braucht eine handlungsfähige Regierung mit stabiler Mehrheit in der demokratischen Mitte“

Der BDI drängt in einer ersten Stellungnahme zu den Ergebnissen der Bundestagswahl 2025 auf eine schnelle Regierungsbildung. BDI-Präsident Peter Leibinger führt aus: „Die deutsche Wirtschaft braucht sehr schnell eine handlungsfähige neue Bundesregierung mit stabiler Mehrheit in der demokratischen Mitte.“ Der Entscheidungs- und Handlungsstau in vielen für die Wirtschaft existenziellen Fragen wie beim Bürokratierückbau, bei staatlichen Investitionen, der Energieversorgung und der Sicherheitspolitik müsse „dringend aufgelöst“ werden, so Leibinger. Denn je länger die Unsicherheit über den politischen Kurs andauere, desto mehr zögerten Unternehmen und Verbraucher mit Investitionen und Käufen, die Wirtschaft stagniere und Deutschland werde geschwächt.

IG Metall: „Vielen Unternehmen steht das Wasser bis zum Hals“

Auch die Industriegewerkschaft IG Metall betont, angesichts der wirtschaftlichen Lage Deutschlands bestehe „hoher Zeitdruck“. „Die Industrie und die Beschäftigten können nicht Monate auf klare Perspektiven warten. Sie brauchen jetzt so schnell wie möglich konkrete Zusagen“, so die Erste Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner. Für die Gewerkschaft sollten wettbewerbsfähige Energiekosten, der Hochlauf der Elektromobilität und umfassende Investitionen in Bildung, Straßen, Schienen und Digitalisierung im Mittelpunkt der Vorhaben einer neuen Regierung stehen.

Verband der Familienunternehmer: Wahlsieg der Union ist ein „klarer Auftrag für eine Wirtschaftswende“

Marie-Christine Ostermann, Präsidentin des Verbands Die Familienunternehmer, sieht den Regierungsauftrag klar bei der CDU/CSU und deren Spitzenkandidat Friedrich Merz. Aus dem Wahlergebnis folge ein „klarer Auftrag für eine Wirtschaftswende“. Andernfalls drohten Deutschland nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch „dramatische Verhältnisse“. Die Deindustrialisierung werde sich beschleunigen, die Insolvenzwelle noch größer werden und der Verkauf von Familienunternehmen werde zunehmen, so Ostermann.

Wirtschaftsweise Monika Schnitzer zur Bundestagswahl: „Verteidigungsfähigkeit massiv stärken“

Die LMU-Ökonomin und Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, betont die Rolle einer stabilen deutschen Regierung für Europa. „Oberste Priorität sollte eine rasche Regierungsbildung haben, um eine Führungsrolle in Europa übernehmen zu können“, so Schnitzer gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Die jüngsten Äußerungen aus den USA hätten deutlich gemacht, dass Europa sich im militärischen Ernstfall nicht mehr auf die Unterstützung aus den USA verlassen könne. Erste Aufgabe der neuen Bundesregierung müsse es daher sein, in Abstimmung mit den europäischen Nachbarn die Verteidigungsfähigkeit massiv zu stärken. „Ich rechne damit, dass die neue Regierung dazu ein weiteres Sondervermögen zur Verteidigung einrichten wird, wenn sie die dafür notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit erreichen kann“, sagte die Ökonomin. „Das ist aber keine Dauerlösung.“

ZVEI: „Kompromisse sind kein Zeichen von Schwäche“

Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung, nennt einen Wunschtermin, bis zu dem die Regierungsbildung abgeschlossen sein sollte. „Bis spätestens Ostern sollte die nächste Bundesregierung stehen.“ Von den Parteien der demokratischen Mitte dürfe nach Monaten des politischen Stillstands erwartet werden, dass sie sich schnell auf einen belastbaren Koalitionsvertrag einigen. Die dafür erforderlichen politischen Kompromisse seien kein Zeichen von Schwäche. Im Gegenteil. Die nächste Bundesregierung signalisiere damit Gestaltungswillen, so Weber.

Der ZVEI-Chef ermuntert die Politik, „ein starkes Signal“ zu senden. Denn das brauche die Wirtschaft, um das Vertrauen in den Standort zu erneuern und einen Aufbruch zu markieren. „Wirtschaftspolitisch ganz oben auf die Agenda gehört die Reduzierung der zu hohen und zu vielen bürokratischen Anforderungen“, so Weber weiter.  Allein 2023 habe die Bürokratie die Unternehmen der Elektro- und Digitalindustrie mit 6 Mrd. € jährlich belastet – Geld, das für Innovation und Investition fehle und im dritten Rezessionsjahr besser eingesetzt werden könne, so Weber.

Bitkom: „Ein Sieg für die Demokratie“

Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst sieht im Ausgang der Bundestagswahl 2025 vor allem einen Sieg für die Demokratie. Er würdigt, dass 83 % der Wählerinnen und Wähler ihr Wahlrecht in Anspruch genommen haben und die Wahlbeteiligung damit den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung erreicht habe. Für Wintergerst „ein starkes Zeichen für ein demokratisches Deutschland“.

Der Bitkom gratuliert überdies Friedrich Merz und der CDU/CSU zum Wahlsieg und verbindet mit der Wahl die Erwartung an die Union, mit den „im Bundestag vertretenen demokratischen Parteien eine geeinte Bundesregierung zu bilden“. Die müsse zügig Entscheidungen für ein wirtschaftlich starkes und digital souveränes Deutschland treffen. Dafür nötig seien „weniger Regulierung, weniger Bürokratie und mehr Investitionen in Schlüsseltechnologien“ – und ein Digitalministerium. Das müsse mit „allen nötigen Rechten und Ressourcen ausgestattet werden, um das digitale Deutschland international auf Augenhöhe zu bringen“, so Wintergerst.

VDMA: „Deutschland braucht ein Standort-Upgrade“

Auch der VDMA spricht Glückwünsche an die Wahlsieger aus: „Wir gratulieren Friedrich Merz und der Union zu ihrem Wahlsieg.“ Deutschland und Europa brauchten Stabilität und Verlässlichkeit, kommentiert VDMA-Präsident Bertram Kawlath weiter. Seine Forderung: „Die Regierung muss eine Aufbruchstimmung erzeugen für Europa und Deutschland!“ Deutschland müsse in Europa endlich wieder eine gestaltende Rolle einnehmen, um die globalen Herausforderungen zu bewältigen, führt Kawlath aus. Das sei auch im Hinblick auf die eigene Industrie nötig. Der Maschinen- und Anlagenbau brauche attraktive Rahmenbedingungen. Entsprechend erwarte der VDMA von der neuen Regierung „entschlossene Maßnahmen für eine starke Wirtschaft, Technologieoffenheit und eine enge europäische Zusammenarbeit“. „Deutschland braucht ein Standort-Upgrade“, so Kawlath.

BDEW fordert sofortige „Senkung der Stromsteuer und Zuschuss zu den Netzentgelten“

Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), gibt als Losung für die neue Legislaturperiode die „ambitionierte Machbarkeit“ aus. Die Umsetzung der Energiewende werde Jahrzehnte dauern. Dafür brauche die Energiebranche einen konsistenten und verlässlichen Regulierungsrahmen“ über einzelne Legislaturperioden hinaus. Weil die Energiepolitik“ganzheitlich“ zu betrachten sei, fordert sie Ressortzuschnitte, die das wierspiegeln. „Eine Aufteilung in mehreren Ministerien, insbesondere eine Trennung von Erzeugung und Infrastruktur, lehnen wir entschieden ab“, so Andrae. Zudem fordert sie im Namen des BDEW innerhalb der ersten 100 Tage der Amtszeit einer neuen Regierung eine „Senkung der Stromsteuer und einen Zuschuss zu den Netzentgelten“, um die Strompreise zu drücken. Das stärke die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland und mache Wärmepumpen und Elektroautos attraktiver.

BWE: „Zur Defossilisierung der Industrie sind wir auf Wind und Sonne angewiesen“

Der Bundesverband Windenergie sieht im Wechsel im Kanzleramt keinen Kurswechsel für die Energiewende. „Im Gegenteil: Eine breite Mehrheit der Unternehmen hat erkannt, dass die Zukunft nur mit Erneuerbaren Energien zu gestalten ist. Zur erfolgreichen Defossilisierung der Industrie sind wir auf Wind und Sonne angewiesen, das haben über die Parteigrenzen auch viele Politikerinnen und Politiker verstanden“, so BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek.

Hauptverband der Deutschen Bauindustrie: „Vielleicht die letzte Möglichkeit, das Ruder rumzureißen“

Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, fordert die Politik auf, „das Ruder rumzureißen“. Die Parteien hätten „vielleicht die letzte Möglichkeit“ dazu, um eine „neue Einigkeit im Land und eine Wirtschaftswende“ zu bewirken. Die Baubranche sei mit ihrem großen Anteil am BIP einer der Wachstumstreiber und ein Grundpfeiler für ein neues Wachstumskonzept. Damit dies gelinge, brauche es ein starkes Bauressort und ein „milliarden-schweren Investitionsprogramm, um den Industriestandort zu modernisieren, Wohnraum bereitzustellen und die Verteidigungsfähigkeit wiederherzustellen.“ „Bürokratieabbau und einfaches Bauen gehören natürlich mit dazu, aber schnelles Wachstum gelingt kurzfristig nur, wenn jetzt Geld in die Hand genommen wird“, so Müller.

VCI: „Die Wirtschaft braucht eine fundamentale Erneuerung“

„Die Politik muss Vertrauen zurückgewinnen“, sagt VCI-Präsident Markus Steilemann. Nach dem unproduktiven Streit der vergangenen Monate könne Deutschland sich keinen politischen Stillstand mehr leisten. „Wir erwarten, dass die Koalitionsverhandlungen konstruktiv und verantwortungsvoll im Sinne des Landes und mit Fokus auf die Wirtschaft geführt werden“, so Steilemann weiter. Die Wirtschaft brauche eine fundamentale Erneuerung, dazu gehöre ein konsequenter Bürokratieabbau, wettbewerbsfähige Energiepreise und geringere Unternehmenssteuern. Wichtig sei auch, dass Berlin in Brüssel wieder eine führende Rolle übernehme. Steilemann bekräftigt die Bereitschaft, daran mitzuwirken: „Unsere Branche ist bereit, mit anzupacken. Es ist Zeit für den Aufbruch.“

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