Ukrainekrieg 04. Mrz 2022 Von Barbara Willms Lesezeit: ca. 6 Minuten

Spenden für die Kriegsopfer – so kommt Ihre Hilfe richtig an

Wer den Menschen in den ukrainischen Kriegsgebieten, auf der Flucht oder hier vor Ort helfen möchte, hat viele Möglichkeiten. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Orientierung.

Freiwillige organisieren Hilfslieferungen in der westukrainischen Stadt Lwiw.
Foto: imago images/ZUMA Wire/Mykola Tys

Die Bandbreite der Hilfsorganisationen reicht von bekannten großen über ebenfalls bekannte berufsspezifische bis zu kleinen, spontan entstandenen Initiativen. Spendenwillige stellen sich häufig diese Fragen:

Was hilft in der aktuellen Lage: Geld- oder Sachspenden?

Grundsätzlich gilt: Geldspenden sind häufig sinnvoller als Sachspenden, weil die Organisationen das Geld zielgenau für das ausgeben können, was gerade gebraucht wird. Das aufwendige Durchsehen, Sortieren, Transportieren und Lagern von Sachspenden fällt weg. Voraussetzung ist allerdings, dass die Infrastruktur vor Ort noch so weit funktioniert, dass zum Beispiel Lebensmittel, Medikamente und Kleidung dort oder in angrenzenden Gebieten gekauft werden können. Ist das nicht mehr der Fall, müssen die entsprechenden Waren und Hilfsgüter beschafft und von außen geliefert werden. Aktuell bitten die größeren Hilfsorganisationen fast ausschließlich um Geldspenden. Es gibt aber auch einige, darunter kleinere lokale Organisationen, die Konvois mit Hilfsgütern Richtung Ukraine bringen und hierzulande entsprechend Sachspenden sammeln.

Macht es Sinn, Medikamente und medizinische Hilfsprodukte zu spenden?

Ja, meinen einige humanitäre Hilfsorganisationen, vor allem Privatinitiativen, die zum Beispiel in den digitalen Netzwerken um Spenden bitten, und listen auf, was in der Ukraine und auf den Flüchtlingsrouten gebraucht wird: zum Beispiel Schmerz- und Durchfallmittel, aber auch andere Medikamente.
Nein, sagt Andreas Portugal, Projektkoordinator der Organisation Apotheker ohne Grenzen, im Interview mit der Apotheken Umschau. Einige seiner Argumente kurz zusammengefasst:

Der Rat von Apotheker ohne Grenzen lautet daher: Erkundigen Sie sich in Ihrer Apotheke, welche Organisationen geeignete Medikamente, Hilfs- und Verbandsstoffe in die Kriegsgebiete in der Ukraine und die angrenzenden Regionen und Länder bringen.
Körperpflegemittel wie Zahnbürsten und -pasten, Shampoo, Seifen, Babywindeln, Cremes, Lotionen und Damenhygieneartikel sind dagegen in aller Regel unkompliziert und werden bei Bedarf eher angenommen.

Was sagt das Spendensiegel vom DZI aus?

Ein Spendensiegel kann keine absolute Garantie für die Seriosität der ausgezeichneten Organisationen sein, sondern nur ein sehr starkes Anzeichen dafür. Denn das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) wird nicht für wohlklingende Absichtserklärungen erteilt, sondern im Nachhinein – als Beurteilung der geleisteten Arbeit. Das ist bei den vielen spontan entstandenen Initiativen natürlich noch nicht möglich. Den Organisationen, die das Siegel führen, können Sie hingegen vertrauen.

Sollte man selbst hinfahren und vor Ort helfen?

Ob das sinnvoll ist, kommt auf die jeweilige Krisensituation an. Um es ganz deutlich zu sagen: Romantische Heldenvorstellungen sind vollkommen fehl am Platz, wo praktische, präzise koordinierte Hilfe gefragt ist. Und in einer so unkalkulierbaren Lage wie momentan in der Ukraine dürften gutmeinende, aber unerfahrene Helfer eher im Weg und natürlich selbst in Gefahr sein. Entsprechend schreibt die Aktion Deutschland Hilft auf ihrer Homepage: „Aufgrund des hohen Sicherheitsrisikos und der unklaren Lage vor Ort raten wir dringend davon ab, sich auf eigene Faust auf den Weg in die Ukraine oder die benachbarten Länder zu machen.“

Eine Auswahl an Hilfsorganisationen stellen wir hier vor:

Im Aktionsbündnis Katastrophenhilfe haben sich vier große Organisationen zusammengeschlossen:

Auf der Homepage stellt das Bündnis sich, die vier Mitgliedsorganisationen und die humanitäre Hilfsarbeit in verschiedenen Regionen der Erde vor. Die Hilfe für die Ukraine wird aktuell an erster Stelle auf der Startseite genannt. Dort heißt es unter anderem: „Die Bündnisorganisationen können auf ein gutes Netzwerk in der Ukraine zurückgreifen. (…) So versorgen mobile Teams die Menschen nahe der Frontlinie mit Nahrungsmitteln, Briketts zum Heizen und Bargeldhilfen, damit sie sich warme Kleidung und Medikamente kaufen können. Die psychosoziale Hilfe insbesondere für Kinder ist ebenso ein wichtiger Bestandteil der Maßnahmen.“
Über die Website können Sie in einem Formular direkt online spenden. Dabei wählen Sie einen Betrag und klicken den Spendenzweck „Nothilfe Ukraine“ an. Zudem können Sie eine Spendenquittung anfordern. Ihr Spendenbetrag wird per Lastschrift eingezogen.
Die zweite Möglichkeit, online zu spenden, finden Sie auf den Unterseiten der vier beteiligten Organisationen.
Banküberweisungen an folgendes Konto:
Aktionsbündnis Katastrophenhilfe
Commerzbank IBAN: DE65 100 400 600 100 400 600 BIC: COBADEFFXXX
Stichwort: Nothilfe Ukraine
Wenn Sie eine Spendenquittung haben möchten, geben Sie in der Überweisung bitte Ihre Adresse an. Die Spendenquittungen werden hierbei zu Beginn des folgenden Jahres verschickt.
Auch an die einzelnen vier Hilfsorganisationen können Sie per Banküberweisung spenden. Die Bankverbindungen finden Sie auf den entsprechenden Unterseiten.

Das Bündnis Entwicklung Hilft ist ebenfalls ein Zusammenschluss großer Hilfsorganisationen, setzt einen Schwerpunkt auf die langfristige Entwicklungshilfe, unterstützt aber auch in akuten Notsituationen wie jetzt im Ukrainekrieg. Die Mitglieder auf einen Blick:

Hinzu kommen zwei assoziierte Mitglieder.
Auf der Website des Bündnisses finden Sie aktuelle Informationen zur Situation in der Ukraine, ein FAQ zu verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten sowie ebenfalls die beiden Spendenoptionen – online oder per Überweisung – mit Betragswahl und Spendenzweck. Auch hier können Sie direkt eine Spendenquittung anfordern. Wenn Sie online spenden, sind diese Zahlarten möglich: Lastschrift, Paypal oder Kreditkarte.

Aktion Deutschland Hilft ist ein Zusammenschluss bekannter deutscher Hilfsorganisationen mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten und leistet ebenfalls humanitäre Hilfe im Ukrainekrieg.
Schirmherr ist der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler. Das sind die Mitgliedsorganisationen:

Hinzu kommen auch bei diesem Zusammenschluss zwei assoziierte Mitglieder.
Auf der Homepage finden Sie unter anderem aktuelle Informationen zur Lage in der Ukraine sowie ein FAQ zu Hilfsmöglichkeiten.
Sie können direkt online über die Homepage spenden und dabei zwischen fünf Zahlungsarten wählen: Lastschrift, Paypal, Kreditkarte, Sofort oder Amazon Pay. Eine Banküberweisung ist ebenfalls möglich. Sie können auch hier selbst den Verwendungszweck auswählen und eine Spendenquittung anfordern.

Das Blau-Gelbe Kreuz trägt die Farben der Ukraine schon im Namen, wurde 2014 gegründet und hat seinen Sitz als gemeinnütziger Deutsch-Ukrainischer Verein in Köln. Auf ihrer Homepage stellt die Organisation Ihre Hilfsangebote vor und bittet um Unterstützung mit folgenden Stichworten:

Geldspenden sind per Paypal oder Banküberweisung möglich. Sachspenden werden (Stand: 3. 3. 2022) nur noch bis zum 11. 3. angenommen. Das Blau-Gelbe Kreuz bietet Hilfswilligen an, an diesen deutschen Standorten beim Sortieren und Kennzeichnen der Sachspenden mitzuhelfen: in Köln, Düsseldorf, Berlin, Hamburg, Bonn, München und Frankfurt.

Berufsständische Hilfsorganisationen

Reporter ohne Grenzen setzt sich auf vielfältige Weise für die Pressefreiheit ein. Die Organisation unterstützt auch Journalistinnen und Journalisten, die über den Krieg in der Ukraine berichten. So bietet sie ihren Mitgliedern zum Beispiel ein Versicherungspaket für Kriegsreporterinnen und -reporter an – und bittet um Spenden, um die Berichterstattung bestmöglich weiter zu gewährleisten. Auf der Homepage können Sie online spenden und per Lastschrift, Paypal oder Kreditkarte zahlen und eine Spendenbescheinigung (ab 25 €) anfordern.

Reporter ohne Grenzen ist nicht die einzige – auch andere berufsständische humanitäre Organisationen engagieren sich, indem sie ihre besonderen Fähigkeiten einbringen – zum Beispiel Ärzte ohne Grenzen oder Apotheker ohne Grenzen.

Die Ukrainehilfe lokaler und kleiner privater Organisationen wächst gerade an vielen Orten. Die Hilfsaufrufe werden zu einem großen Teil in den digitalen Medien gepostet. Wie gut und seriös diese Initiativen arbeiten, können Sie in den meisten Fällen nicht wissen. Aber es gibt einige Anhaltspunkte: Viele Posts erscheinen in lokalen, orts- oder stadtteilbezogenen Gruppen. Oft sind die Initiatoren bekannt und bei denen kann man nachfragen. Zudem lohnt sich ein Blick sowohl auf die Homepages der regionalen und lokalen TV- und Radiosender als auch der Kommunen, die Hilfsmöglichkeiten nennen. Auch die lokale Zeitungsberichterstattung kann bei der Suche nach geeigneten Initiativen helfen. Wichtige Anlaufstellen, nicht nur in der aktuellen Krisensituation, sind die Kirchengemeinden vor Ort, die entweder selbst aktiv sind oder häufig einen sehr guten Einblick in die karitative Szene haben.

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