Wahlsieg Trumps: Das sind die Folgen für Deutschlands Industrie
Das Kieler Institut für Wirtschaftsforschung (IfW) hat berechnet, was geschähe, wenn Donald Trump seine Wahlkampfankündigungen wahr macht und die USA mit Zöllen abschottet. Einzelne Branchen könnten davon sogar profitieren.
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Mit dem Wahlsieg von Donald Trump bei den US-Wahlen 2024 wächst die Angst vor einer weiteren Abschottung der US-Volkswirtschaft. Gabriel Felbermayr, Ex-Präsident des Kieler Instituts für Wirtschaftsforschung (IfW) und Co-Autor einer Studie zu den globalen Konsequenzen der US-Wahlen, glaubt, eine zweite Trump-Regierung werde wahrscheinlich „isolationistischer“ und „weit weniger multilateral“.
Trumps Zölle könnten Welthandel 6 % einknicken lassen
Was das konkret bedeutet, haben die Kieler Ökonomen in vier Szenarien berechnet. Das drastischste sieht Einfuhrzölle von 10 % auf alle Importgüter vor und Sonderzölle von 60 % auf chinesische Importe – Zahlen, wie sie Donald Trump im Wahlkampf genannt hat. Die Folge wäre ein unmittelbarer Rückgang des Welthandels um 2,5 %, langfristig könnte die Wirtschaft um 3 % schrumpfen, so die Berechnungen des IfW. Vermutlich kämen dann aber Vergeltungszölle der Gegenparteien in gleicher Höhe hinzu. Das Minus für den Welthandel würde sich verdoppeln.
US-Exporte dürften am meisten zurückgehen
Die Leidtragenden wären chinesische Unternehmen. Ihre Ausfuhren dürften um etwa 10 % zurückgehen. Viel stärker wären allerdings die USA selbst betroffen. Ihnen sagen die Experten Ausfuhreinbrüche um bis zu 38 % voraus. Die künstlich verteuerte Einfuhr von Vorprodukten könnte Ware „made in US“ zusätzlich verteuern. Ein Preisvorteil, der die negativen Auswirkungen der US-Politik auf europäische Länder dämpfen könnte. Deshalb nehmen die Studienautoren selbst für die Exportnation Deutschland nur einen leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,1 % an.
Deutsche Elektronikindustrie könnte von Trumps Handelskrieg sogar profitieren
Profitieren könnten etwa die Hersteller von Elektronik und optischen Produkten (+2,5 %). Die Folgen für die ohnehin gebeutelte deutsche Autoindustrie schätzen die Ökonomen als gering ein. Deutlich weniger als 1 % der Umsätze dürfte einem Handelskrieg im beschriebenen Szenario zum Opfer fallen. Am stärksten wäre dagegen die pharmazeutische Industrie Deutschlands betroffen (-3,3 %).
Erhalt der WTO sollte für EU-Politik „oberste Priorität“ haben
Weit schlimmere Folgen hätte dagegen, wenn die Welthandelsorganisation WTO entmachtet würde. Auch solche Vorhaben hat Donald Trumpf mehrfach ventiliert. Der Wegfall verbindlicher Regeln für den Welthandel könnte Chinas BIP (-6,2 %) und das Deutschlands (-3,2 %) stark in Mitleidenschaft ziehen. Die USA selbst wären allerdings auch von einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um 2,2 % betroffen. „Die EU und insbesondere Deutschland würden erheblich unter einem Zusammenbruch der WTO oder einer Aufspaltung der Weltwirtschaft in feindliche Blöcke leiden“, folgert Julian Hinz, Co-Autor der Studie. Entsprechend müsse es „oberste Priorität der EU sein, die Welthandelsordnung zu verteidigen“.