VDI, BDI und Siemens warnen vor Extremismus
Führende Wirtschaftsvertreter nehmen Abstand von Abschiebeplänen und der Anti-EU-Politik aus AfD-Kreisen. Auch der VDI findet deutliche Worte.
Immer mehr Wirtschaftsvertreter, darunter Siemens-CEO Busch und die Spitzen von VDMA und BDI, beziehen Stellung gegen die AfD und andere rechtsextreme Bewegungen. Der VDI schließt sich an: „Vor dem aktuellen Hintergrund der Demonstrationen für Demokratie und Vielfalt setzen wir als Präsidium ein Zeichen und stellen uns klar gegen jegliche Form des Extremismus und der Fremdenfeindlichkeit.“ Der VDI stehe für technische Innovationen und eine fortschrittliche Gesellschaft, heißt es in der Stellungnahme weiter. Die internationale Vernetzung sei eine wichtige Voraussetzung für die Zukunft des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorts Deutschland. Das VDI-Präsidium teilt darüber hinaus mit: „Uns ist bewusst, dass Deutschland die Zuwanderung und Integration von Fachkräften aus dem Ausland benötigt. Daher setzen wir uns für eine Fachkräftewillkommenskultur ein.“
VDMA plädiert für offene Grenzen und eine Willkommenskultur gegenüber Fachkräften
Damit folgt der VDI dem Beispiel vieler Wirtschaftsvereinigungen, unter anderem dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), dessen Präsidium und Hauptgeschäftsführung geschlossen zum Ergebnis kommt: „Der Wirtschafts- und Industriestandort Deutschland lebt vor allem vom Vertrauen der Investoren aus dem In- und Ausland in die soziale Marktwirtschaft und ihre demokratischen wirtschaftspolitischen Grundlagen. Ein Land, das so exportstark ist wie Deutschland, braucht offene Grenzen, eine Willkommenskultur für ausländische Fachkräfte und eine feste Verankerung in Europa und im Euro-Raum.“
VDMA-Präsident Karl Haeusgen distanziert sich explizit von der AfD
VDMA-Präsident Karl Haeusgen sowie die Führungsebene des Branchenverbands warnen davor, dass „die nationalistischen Ideen der AfD und anderer extremistischer Parteien“, insbesondere mit Blick auf ihre Wirtschaftspolitik, den Standort Deutschland in Kürze ruinieren können. Sie schreiben im gemeinsamen Statement: „Wer den ‚Dexit‘, also den Ausstieg Deutschlands aus der EU, fordert, hat nicht begriffen, dass kein europäisches Land im wirtschaftlichen Machtkampf zwischen den Kontinenten allein bestehen kann. Wer ausländische Fachkräfte deportieren will, hat nicht begriffen, dass die Parole ‚Deutschland den Deutschen‘ nur einem Standort schweren Schaden zufügt – unserem Land.“
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Unternehmer beziehen Stellung
Auch zahlreiche Unternehmer hatten sich in den vergangenen Tagen bereits mit sehr persönlichen Worten an die Öffentlichkeit gewandt. Ein Beispiel ist Philip Harting, CEO der Harting Technology Group aus Espelkamp und Vorsitzender der Auma (Verband der deutschen Messewirtschaft). Er sagt: „Wir erachten es als wichtig, die Ursachen solcher radikalen Ideologien anzugehen und sich in einem demokratischen, kritischen Diskurs mit allen unseren Herausforderungen auseinanderzusetzen.“ Der Unmut der Bürger und der Zulauf zur AfD beruhten darauf, dass sich die Bürger in Deutschland von den Politikern nicht mehr verstanden und vertreten fühlten. Harting machte gleichzeitig deutlich, dass Menschen mit Migrationshintergrund seit Jahrzehnten einen wesentlichen Teil zum wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands beitragen.
Philip Harting erinnert an die Geschichte des Orts Espelkamp
Harting erinnert an die Geschichte seines Heimatortes: „Die Stadt Espelkamp, Heimat unseres Stammwerks seit nahezu 80 Jahren, ist ein bemerkenswertes Beispiel gelungener Integration.“ Seit 1945 hätten in Espelkamp viele Menschen, Vertriebene aus ganz Europa und darüber hinaus eine neue Heimat gefunden. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei Espelkamp infolge des Marshallplans gegründet worden und habe sich schnell zu einem Zufluchtsort für Vertriebene und Flüchtlinge entwickelt. Damit wurde der Grundstein für die multikulturelle Identität der Stadt gelegt. Der Ort zeige, wie Integration durch aktive Beteiligung, gegenseitigen Respekt und Förderung von Verständnis gelinge und Toleranz erreicht werden könne.
Siemens-CEO lobt Demonstrationen für die Grundwerte in Deutschland
Roland Busch, CEO von Siemens, schrieb in einem Social-Media-Post bei Linkedin: „Es hat mich sehr bewegt, wie viele Menschen in diesen Tagen für unsere Grundwerte demonstriert haben.“ Er vertritt die Meinung: „Es ist gut und wichtig, dass wir uns für ein offenes, freies Deutschland einsetzen und uns klar gegen Rechtsextremismus stellen. Ich bin sehr besorgt über die Überlegungen, Menschen aus Deutschland zu vertreiben. Ich halte das für zynisch und menschenverachtend. Extremismus, Rassismus und Diskriminierung lehne ich, lehnen wir bei Siemens aufs Schärfste ab.“
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Aus gutem Grund: Denn bei Siemens arbeiteten über 320 000 Menschen, die in fast allen Ländern dieser Welt zu Hause seien und ebenso viele Nationen repräsentierten, so Busch. Sein Fazit lautet deshalb: „Rechtsextremismus schadet unserem Land und gefährdet unseren Wohlstand.“
BDI-Präsident warnt vor massivem Schaden durch die AfD
Ähnlich hatte sich Mitte Januar bereits BDI-Präsident Siegfried Russwurm geäußert: „Deutschland darf kein Land werden, in dem es darauf ankommt, wo deine Großeltern geboren sind. Ein solches Gesellschaftsmodell, wie es die AfD vertritt, schadet nicht nur der deutschen Wirtschaft massiv. Wir müssen uns der Diskussion stellen!“ Deshalb forderte er ein „gemeinsames Handeln der demokratischen Kräfte“.
ZVEI-Präsident Gunther Kegel schließt sich an und unterstreicht: „Nicht nur bei uns, sondern in vielen anderen europäischen Ländern sehen wir rechtsextreme Parteien auf der Überholspur. Es ist wichtig, jetzt eindeutig Position zu beziehen. Der ZVEI tut dies. Rassismus, Antisemitismus, Ausländerfeindlichkeit – jede Facette rechter Ideologie lehnen wir entschieden ab. Rechtsextreme Strömungen sind eine Gefahr für die Demokratie, für unsere Freiheit und für unser Verständnis einer offenen und liberalen Gesellschaft. Gerade Deutschland, gerade die Elektro- und Digitalindustrie, Exportschlager made in Germany, hängen auch vom Ansehen unseres Landes ab. Solche Parteien sind daher auch eine Gefahr für Deutschland, den Wirtschaftsstandort und unseren Wohlstand. Das gilt auch für die AfD.“