Zoff um Berufung von Veronika Grimm in Aufsichtsrat von Siemens Energy
Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm wird Aufsichtsrätin bei Siemens Energy – gegen den Willen der ehemaligen Konzernmutter Siemens.
Darf eine Ökonomin gleichzeitig die Bundespolitik beraten und im Aufsichtsrat von Dax-Konzern Siemens Energy sitzen? Die Anteilseigner von Siemens Energy sind sich uneins. Zwar wurde die Nürnberger Professorin Veronika Grimm, die auch Mitglied des „Sachverständigenrats für Wirtschaft“ ist, in das Kontrollgremium von Siemens Energy berufen. Ausgerechnet die ehemalige Mutter des Energietechnikherstellers, Siemens, stimmte allerdings gegen sie. So kam das schlechte Ergebnis bei der Wahl Grimms von nur 76,4 % Zustimmung zustande. Siemens teilte zur Begründung mit: „Im Vorfeld des Abstimmungsverfahrens sind zuvor nicht bekannte Bedenken öffentlich gemacht geworden, die sowohl den Erfolg von Professor Grimm als Aufsichtsratsmitglied für Siemens Energy als auch als Mitglied des Expertenausschusses beeinträchtigen.“
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Kritiker sehen „unlösbaren Interessenkonflikt“
Siemens schließt sich mit dem Abstimmungsverhalten der Kritik an der Doppelfunktion Grimms an. Die war zuletzt unter anderem von weiteren Mitgliedern des Sachverständigenrats vorgebracht worden. Grimms Aufsichtsratsmandat stehe im „unlösbaren Interessenkonflikt“ mit ihrer Tätigkeit als Wirtschaftsweise. Zudem habe Grimm ihre Pläne, als Kontrolleurin tätig zu werden, nicht mit dem Rat abgestimmt. Die Ratsvorsitzende Monika Schnitzer forderte Grimm daher auf, eine der beiden Funktionen aufzugeben. Grimm verwies dagegen darauf, sie habe die Absicht, eine Tätigkeit als Aufsichtsrätin bei Siemens Energy auszuüben, sowohl dem Bundeswirtschaftsministerium als auch dem Kanzleramt mitgeteilt. Von beiden Häusern sei kein Einspruch erhoben worden.
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Wirtschaftsweise hatten schon früher Aufsichtsratsmandate inne
Siemens Energy selbst verweist auf „renommierte Governance-Experten“, die den Vorgang geprüft hätten und ebenfalls „kein Problem“ erkannt hätten. Auch in der Vergangenheit waren Wirtschaftsweise bereits als Aufsichtsräte tätig. Entsprechend interpretieren Verteidiger Grimms die Kritik als Vorwand, um die Ökonomin aus dem Sachverständigengremium zu verdrängen.