BDI: Droht Deutschlands Industrie ein Lithiumschock?
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht Deutschlands Abhängigkeit von Rohstoffen aus dem Ausland so groß wie noch nie – und warnt vor Milliardenverlusten.
Beim Rohstoffkongress des BDI am 11. November 2024 in Berlin wurde eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger vorgestellt, die vor zu hoher Rohstoffabhängigkeit warnt. So drohe der deutschen Wirtschaft etwa bei einem Stopp chinesischer Lithiumexporte ein Wertschöpfungsverlust von bis zu 115 Mrd. € – 15 % der industriellen Wertschöpfung, heißt es. Besonders betroffen sei demnach die Autoindustrie, die Lithium etwa für E-Autos benötigt. „Die Politik muss alles tun, um ein solches Worst-Case-Szenario zu verhindern“, sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm.
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Russwurm: Die einseitigen Importabhängigkeiten Deutschlands bei mineralischen Rohstoffen sind teilweise gefährlich hoch und sogar gestiegen. Die Gefahren und Risiken sind offenkundig. Aber das Reaktionstempo ist viel zu gering. Too little, too late: Wir handeln viel zu langsam,… pic.twitter.com/wOuI5W0hEg
— BDI (@Der_BDI) November 11, 2024
Abhängigkeit bei Vielzahl von Rohstoffen
Deutschland importiere die Hälfte seiner Lithiumprodukte aus China – gegenüber 18 % im Jahr 2014. Die Volksrepublik dominiere die Batterieproduktion für Elektrofahrzeuge. „Deutschland und Europa drohen den globalen Wettbewerb um strategisch wichtige Rohstoffe zu verlieren“, warnte Russwurm.
Nicht nur bei Lithium ist Deutschland der Studie zufolge stark auf das Ausland angewiesen. Demnach war die Abhängigkeit 2023 bei 23 kritischen Rohstoffen hoch bis sehr hoch und ist bei zehn dieser Rohstoffe gestiegen. Darunter fallen zum Beispiel Seltene Erden, die ebenfalls zum Großteil aus China importiert werden.
Die Autoren fordern in der Studie, Abhängigkeiten zu reduzieren, indem Rohstoffe aus mehr Lieferländern bezogen werden. Außerdem müsse die heimische Rohstoffförderung und -verarbeitung gestärkt werden. Für einige Rohstoffe könnten ferner Recyclingtechnologien entwickelt werden, um eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren.