China wirkt mit staatlicher Reserve auf Rohstoffpreise ein
Europa setzt hauptsächlich auf Recycling und lokale Förderung, um Risiken auf den Rohstoffmärkten abzufedern. Andere Länder legen daneben strategische Reserven an.
Inhaltsverzeichnis
Rohstoffe stellen das Fundament der industriellen Produktion dar – von der Grundstoff- bis zur Hightechindustrie. Unternehmen sind daher auf eine kostengünstige und verlässliche Versorgung angewiesen. Auch wenn Unternehmen für ihre Produktion nicht unbedingt auf unverarbeitete Rohstoffe wie Erze und Konzentrate zurückgreifen, so werden doch Halbzeuge oder andere Vorprodukte benötigt, deren Produktion wiederum auf unverarbeitete oder nur gering verarbeitete Rohstoffe basieren. Aus diesem Grund sollte eine ganzheitliche Betrachtung und Sicherung der Lieferkette im Fokus von Unternehmen stehen.
Die Politik versucht, Risiken bei der Rohstoffversorgung zu reduzieren
Daher gewinnt der Ausbau einer robusten und nachhaltigen Rohstoffversorgung zunehmend an Bedeutung. Die Europäische Union hat mit dem kürzlich in Kraft getretenen Critical Raw Materials Act (CRMA) einen Rahmen geschaffen, der darauf abzielt, die Versorgung mit kritischen Rohstoffen zu stärken und die Abhängigkeit von Drittstaaten zu verringern. Auch die Bundesregierung will die Abhängigkeiten bei kritischen Rohstoffen verringern und hat dazu im aktuellen Haushaltsentwurf unter anderem einen Rohstofffonds vorgeschlagen. Demnach soll 1 Mrd. € für strategische Rohstoffprojekte bereitgestellt werden.
Außerhalb Europas setzen viele Regierungen auf Bevorratung
Auch außerhalb Europas wurde die Notwendigkeit einer sicheren Rohstoffversorgung erkannt, verschiedene Maßnahmen zur Diversifizierung wurden ergriffen. In vielen Ländern stellt die Bevorratung mit Rohstoffen eine wichtige Säule der Rohstoffsicherung dar, so in den USA, Japan, Südkorea oder der Volksrepublik China. Die USA haben bereits im Jahr 1939 den National Defense Stockpile etabliert, um in Krisenzeiten weiterhin bestimmte Sektoren mit benötigten Rohstoffen zu versorgen. Japan errichtete 1983 ein Lagersystem für bestimmte mineralische Rohstoffe, um die negativen Auswirkungen von Lieferunterbrechungen für die heimische Industrie abzufangen. Südkorea betreibt seit mehreren Jahren eine strategische Lagerhaltung für kritische Rohstoffe. Die Regierung hat 2023 Pläne zur Erhöhung dieser Vorräte angekündigt, sodass diese für 100 Tage ausreichen würden. In Notzeiten werden Unternehmen innerhalb eines Zeitfensters von acht Tagen beliefert, um Angebots- und Nachfrageschocks zu vermeiden.
Chinas staatlicher Rohstoffhändler greift auch in die Preisgestaltung ein
In China spielt das State Reserve Bureau (SRB) bei der Sicherung strategischer Rohstoffe eine zentrale Rolle. Das SRB ist dafür verantwortlich, ausreichende Vorräte an wichtigen Rohstoffen, zum Beispiel Aluminium, Kupfer, Nickel, Blei, Zink und Zinn, zu sichern, die für die chinesische Wirtschaft von entscheidender Bedeutung sind. Das SRB verkauft Metalle aus der Lagerhaltung, um die Märkte zu stabilisieren und die heimische Industrie zu unterstützen. Dies trägt zur Preisstabilität bei und verhindert, dass Preisspitzen die Wirtschaft belasten. Beispielsweise verkaufte China im Jahr 2021 über mehrere Auktionen 100.000 t Kupfer, 280.000 t Aluminium und 180.000 t Zink aus der staatlichen Reserve. Diese Maßnahme trug dazu bei, Engpässe zu überwinden und die dadurch ausgelösten Preisspitzen abzufedern. Umgekehrt kauft das SRB, wenn die Marktpreise niedrig sind. Jüngst wurde berichtet, dass das SRB etwa 15.000 t Kobalt kaufen könnte. Der Kobaltpreis ist derzeit auf einem niedrigen Niveau, wie zuletzt im Juli 2019. Auch bei Nickelroheisen (NPI) plant nach neuesten Meldungen das SRB rund 300.000 t NPI zu kaufen.
Eine aktiv betriebener staatlicher Rohstoffhandel kann Preisschwankungen abfedern
Die Motivation Chinas für die Lagerhaltung von Metallen ist vielschichtig. Eine stabile Versorgung mit wichtigen Rohstoffen ist entscheidend für die industrielle Produktion und das Wirtschaftswachstum. Durch die Lagerhaltung kann China Preisschwankungen abfedern und die Kosten für die Industrie stabil halten. Die Rohstoffversorgung kann durch geopolitische Spannungen oder Naturkatastrophen gefährdet sein. Die Lagerhaltung stellt sicher, dass in Krisenzeiten ausreichend Vorräte verfügbar sind. Die Lagerhaltung von Metallen ist ein komplexes und sorgfältig abgestimmtes Instrument. Es kann aber helfen, Risiken und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Wirtschaft zu minimieren und Lieferketten resilienter zu gestalten.