Nickel aus China und Indonesien setzt den Preis unter Druck
Seit März 2022 hat Nickel 73 % an Wert verloren. Das erhöhte Angebot aus Fernost zwingt Produzenten andernorts zu Kürzungen.

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Als im März 2022 ein sogenannter Short Squeeze den Nickelpreis auf bis dahin unbekannte Höhen katapultierte, sah sich die Londoner Metallbörse LME gezwungen, den Handel für mehrere Tage auszusetzen. Doch seitdem ist viel passiert, aktuell notiert Nickel an der LME rund 73 % tiefer als noch im März 2022. Auch im vergangenen Jahr gab der Nickelpreis fast 10 % ab. Ein wesentlicher Faktor für diese Entwicklung liegt in der deutlichen Ausweitung des Nickelangebotes. Aber auch die LME hat einiges dafür getan, dass sich die Ereignisse aus dem Jahr 2022 nicht wiederholen und hat zugelassen, dass nun auch Nickel aus China und Indonesien an der Börse gehandelt werden können.
Angebot an Raffinadenickel deutlich gestiegen
Das weltweite Angebot an Raffinadenickel ist in den vergangenen Jahren deutlich ausgeweitet worden, von rund 2,5 Mio. t im Jahr 2020 auf etwa 3,6 Mio. t im abgelaufenen Jahr. Dieser Zuwachs erfolgte neben China vor allem in Indonesien. Indonesien ist heute für rund 60 % der globalen Nickelförderung verantwortlich. Nur fünf Jahre zuvor lag dieser Anteil bei knapp über 30 %. Für das laufende Jahr ist abermals eine Steigerung der Bergwerksproduktion geplant.
Der globale Produktionszuwachs in der Nickelindustrie hat das Nachfragewachstum übertroffen, mit den erkennbaren Auswirkungen auf den Nickelpreis und die LME-Lagerbestände. Letztere haben sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt.
Mehr als die Hälfte der LME-Lagerbestände an Nickel aus China und Indonesien
Wie die Daten der Börse zeigen, hat insbesondere Nickel aus China und seit Sommer vergangenen Jahres 2024 auch aus Indonesien seinen Weg in das Lagerhaussystem der LME gefunden. Im Januar 2025 machte Nickel aus diesen beiden Ländern mehr als 55 % der gesamten Lagerbestände aus. Das ist bemerkenswert, da sich bis August 2023 kein Nickel aus diesen beiden Ländern im LME-Lagerhaussystem befand.
Doch durch die Ereignisse aus dem Jahr 2022 hatte die LME damit begonnen, ab dem Sommer 2023 auch Nickel von chinesischen Produzenten zur Lieferung in das Lagerhaussystem zuzulassen. Mitte 2024 wurde schließlich auch ein Produzent aus Indonesien lizenziert. Das Ergebnis ist mittlerweile deutlich sichtbar: Innerhalb von nur anderthalb Jahren sind chinesische und indonesische Nickelproduzenten zu wesentlichen Lieferanten für die LME aufgestiegen, mit deutlichen Auswirkungen auf den Nickelpreis.
BHP stoppt Nickelgewinnung in Australien
Doch das anhaltend niedrige Preisniveau hat für die globale Nickelindustrie Folgen, vor allem außerhalb Indonesiens. So hat u. a. das Bergbauunternehmen BHP die Nickelgewinnung und -weiterverarbeitung in Australien im vergangenen Herbst ausgesetzt. Auch in anderen Regionen versuchen Nickelproduzenten durch Herunterfahren der Produktion, Umstrukturierung oder Verkauf auf die Entwicklungen am Nickelmarkt zu reagieren. Diese Entwicklung wird sich auch aller Voraussicht nach in der ersten Jahreshälfte 2025 weiter fortsetzen.