Zwischenhändler Türkei versorgt EU weiter mit russischem Öl
Über Raffinerien in Drittländern gelangt weiterhin Öl im Wert von Milliarden in den Westen. Die Türkei spielt dabei eine immer größere Rolle.
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Eigentlich wollte die EU sich unabhängig von russischen Öl- und Gaslieferungen machen und den Import reduzieren. Denn das Geld, das auf diesem Weg nach Russland fließt, landet in Putins Kriegskasse. 2024 scheint das Gegenteil der Fall gewesen zu sein. Nach einer Analyse der Unternehmensberatung Bruegel nahm der Anteil Russlands an den Gasimporten in die Europäische Union zuletzt wieder zu. Insgesamt 17 % der EU-Gasimporte stammten im zweiten Quartal 2024 demnach aus Russland. Der höchste Wert seit dem Ausfall von Nord Stream durch Sabotage im dritten Quartal 2022. Damit ist das Land wieder der zweitgrößte Lieferant nach Norwegen. Zwischenzeitlich hatten die USA Russland von diesem Rang verdrängt.
Raffinerien in der Türkei verkaufen russisches Öl in die EU
Für die Einfuhr von Öl kommt der US-Thinktank Centre for Research on Energy and Clean Air (Crea) zu einem ähnlichen Ergebnis. Zwar kaufen die EU und die USA seit 2023 kein Öl mehr direkt aus Russland. In der ersten Jahreshälfte 2024 sei aber Öl im Wert von rund 1,2 Mrd. € in der EU gelandet. Das Rohöl wurde an drei türkische Raffinerien verkauft, die mit dem Weiterverkauf des verarbeiteten russischen Öls rund 2 Mrd. € erlöst hätten, so Crea. Das liegt zwar weit unter den russischen Ausfuhren vor dem Krieg. Die erreichten 80 Mrd. € bis 100 Mrd. €. Die EU bezog damals noch rund ein Drittel ihres Öls aus Russland. Unbedeutend sind die Schlupflöcher für Russlands Ölindustrie dennoch nicht.
Crea: Türkei fungiert als Zwischenhändler für Russland
Allein im ersten Halbjahr 2024 hätten Abnehmer aus den USA viermal so viel Öl von den drei türkischen Raffinerien abgenommen wie im Vorjahr. Crea kritisiert entsprechend, die G7-Länder hätten seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine ihre Importe aus Drittländern, die keine Sanktionen gegen Russland erlassen haben, erhöht. Sie fungierten nun als „Zwischenhändler für Russland“. Ähnliche Berichte hatte es in der Vergangenheit auch über indische Raffinerien gegeben.