Aurubis-Aufsichtsratschef spricht von „mafiösen Strukturen“
Wenige Tage nach der Entlassung von drei Vorständen äußert sich Aurubis-Aufsichtsratschef Fritz Vahrenholt und beklagt „Schläfer“ im eigenen Unternehmen.
Aurubis-Aufsichtsratschef Fritz Vahrenholt hat mit offenen Worten die Entlassung des Vorstandstrios um Roland Harings kommentiert. Im Interview mit der FAZ sprach Vahrenholt darüber hinaus von einer „neuen Art von Kriminalität“, gar von „mafiösen Strukturen“, die im Unternehmen vorgeherrscht hätten. Die Plünderung von Aurubis durch Metalldiebe und Betrüger, die das Unternehmen im vergangenen Jahr ein Drittel seines Ertrages gekostet haben, sei nur möglich gewesen, weil es der organisierten Kriminalität gelungen sei, „Schläfer“ in das Unternehmen einzuschleusen.
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Vahrenholt kündigt umfassendes Sicherheitskonzept für Aurubis an
Das „umfassende Sicherheitskonzept“, das unmittelbar nach Bekanntwerden der Betrügereien erarbeitet worden sei, sehe zum Beispiel vor, die Vita von Bewerbern bei Neueinstellungen genauer zu durchleuchten. „Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass es Änderungen gibt in der Art, wie wir Mitarbeiter für sensible Bereiche auswählen“, so Vahrenholt. Auch an Kameras und Scanner an den Werkstoren werde man sich bei Aurubis gewöhnen müssen.
Erneut gab es einen Diebstahlversuch im Hamburger Aurubis-Werk
Vahrenholt bestätigt im Interview auch einen aktuellen Diebstahlversuch im Hamburger Aurubis-Werk in dieser Woche, bei dem ein Mitarbeiter rund 30 kg Metall in seinem Rucksack aus dem Werk schmuggeln wollte. Die Lokalpresse hatte darüber berichtet. Das höre sich erst einmal nach nicht viel an, erläutert der Aurubis-Aufsichtsratschef, aber wenn so etwas häufiger passiere, „geht uns schnell eine Million Euro verloren“.
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Aurubis-Aufsichtsratschef Vahrenholt fordert neue „Sicherheitskultur“
Das neue Sicherheitskonzept soll das verhindern. Es sei mithilfe von externen Forensikern erarbeitet worden. Es bedürfe aber auch eines Umdenkens in der Belegschaft. „Geld allein hilft nicht, um Kriminalität zu verhindern. Wir müssen die Sicherheitskultur aller Beschäftigten verändern“, so Vahrenholt. Es gebe zum Beispiel seit Jahren eine Whistleblower-Hotline bei Aurubis. Sie müsse aber auch genutzt werden.