Bis zu 52,5 Monatsgehälter: Bayer forciert Stellenabbau mit üppigen Abfindungen
Weil betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2026 ausgeschlossen sind, muss Bayer tief in die Tasche greifen, um Mitarbeiter loszuwerden.
Bayer zahlt im Rahmen eines Abfindungsprogramms bis zu 52,5 Monatsgehälter an seine deutsche Belegschaft. Die maximale Prämie erhält, wer wenigstens 35 Jahre im Unternehmen verbracht hat. Die Abfindung errechnet sich, indem man die Anzahl der Dienstjahre mit dem Faktor 1,5 multipliziert. Hinzu kommen Sozialzuschläge für Verheiratete und die Zahl der Kinder, berichtet das Handelsblatt. Das lukrative Abfindungsangebot gilt allerdings nur noch innerhalb der kommenden sechs Monate. Danach sinkt der Abfindungsfaktor der sogenannten „Sprinterprämie“ auf 1,2, nach einem Jahr gar auf 0,8 Monatsgehälter je Dienstjahr im Konzern.
Langjährige Mitarbeiter über 57 können in vielen Fällen abschlagsfrei in Rente gehen
Das Programm mit dem Namen „AHV 56-“ beinhaltet zudem ein zwölfmonatiges Umschulungsprogramm. Die älteren Bayer-Angestellten können dagegen das Programm „Flexi-AHV 57+“ in Anspruch nehmen. Wer älter als 57 Jahre ist und wenigstens 35 Dienstjahre im Konzern verbracht hat, kann sich eine Abfindung in monatlichen Raten bis zum Eintritt in die gesetzliche Rente auszahlen lassen. Die Höhe ergibt sich aus dem bisherigen Gehalt. In vielen Fällen ermöglicht Bayer seiner Belegschaft damit einen abschlagsfreien Übergang in die Rente. Bayer muss auf die freiwilligen Abfindungsprogramme bauen, weil betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland bis Ende 2026 ausgeschlossen sind.
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Bayer muss Verschuldung und Bürokratie abbauen
Die Leverkusener wollen vor allem Mitarbeitende im mittleren Management zum Abschied vom Konzern bewegen. CEO Bill Anderson plant eine Entbürokratisierung der Bayer AG, bei der mehrere Hierarchieebenen im Konzern wegfallen sollen. Im Rahmen des sogenannten „Dynamic Shared Ownership“ (DSO) soll dagegen die Eigenverantwortlichkeit der Mitarbeitenden gestärkt werden. Bayer steht aber auch unter hohem Spardruck. Darunter mussten zuletzt auch die Aktionäre leiden. Der durch die Monsanto-Übernahme und hohe Rechtskosten im Zusammenhang mit dem Monsanto-Produkt Glyphosat hoch verschuldete Konzern strich die Dividende von 2,40 € für das Jahr 2022 auf nur mehr 0,11 € für 2023 zusammen.
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Tausende Stellen sollen wegfallen
In den USA, wo DSO bereits etabliert wurde, sind 40 % der Managementebenen weggefallen. Auch in Deutschland sollen so Tausende Jobs überflüssig werden. Für den Fall, dass die Ziele im Rahmen des aktuellen Abfindungsprogramms nicht erreicht werden, behält das Unternehmen sich auch betriebsbedingte Kündigungen vor. Die dürften dann wenigstens hierzulande aber erst 2027 erfolgen.