Darum ist Hoffnungsträger Lilium insolvent
Das Münchner Start-up Lilium, das als Hoffnungsträger der Elektromobilität galt, steht vor der Insolvenz. Nachdem die Bundesregierung eine dringend benötigte Kreditbürgschaft ablehnte, hat der Flugtaxi-Entwickler einen Insolvenzantrag angekündigt und könnte bald zahlungsunfähig sein.
Lilium hat in den vergangenen Jahren ein elektrisch betriebenes Kleinflugzeug entwickelt. Das Unternehmen unter Leitung des früheren Airbus-Managers Klaus Roewe beschäftigt rund 1000 Mitarbeitende. Nach zahlreichen Testflügen war der erste bemannte Flug für das Frühjahr 2024 geplant. Die ersten Auslieferungen an Kunden sollte es 2026 geben. Rund 700 Fest- und Vorbestellungen aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Saudi-Arabien und anderen Ländern konnte Lilium bereits verbuchen. Doch die Herausforderungen des komplexen Zulassungsverfahrens und des Aufbaus einer großflächigen Produktionskapazität erforderten enorme Finanzmittel, die Lilium allein nicht aufbringen konnte.
Lilium hat insgesamt 1,5 Mrd. € an Investitionen erhalten und davon im ersten Halbjahr 2024 fast 200 Mio. € ausgegeben. Doch die weiterhin hohen Kosten für den Aufbau der Produktionslinie und die Finanzierung des Zulassungsverfahrens hätten neue Kapitalzuschüsse notwendig gemacht. Ein entscheidender Hoffnungsträger für das Unternehmen war eine Bürgschaft der Bundesregierung für einen 100-Mio.-€-Kredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die Regierung lehnte jedoch ab, insbesondere aufgrund von Widerstand der Grünen, während Bayern bereits eine Bürgschaft über 50 Mio. € zugesagt hatte. Damit blieben die zusätzlichen Mittel unerreichbar, und Lilium steht vor einer akuten Liquiditätskrise. „Wir hatten uns bereits unter Vorbehalt zusätzliches privates Kapital gesichert, um das KfW-Darlehen zu ergänzen“, sagte Roewe der dpa. Gespräche über eine Bürgschaft Frankreichs für einen Kredit über 219 Mio. € zum Bau einer Batteriefabrik und einer Montagelinie im Südwesten Frankreichs seien fortgeschritten gewesen.
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„If we get a no on Wednesday, we will not be able to keep the company in its current form in Germany…It’s about Germany’s technological leadership in electric flight. That would benefit everyone.“ – @DanielWiegand_ Full article @BILD: https://t.co/4z7vbc2Pxu #Lilium #eVTOL
— Lilium (@Lilium) October 15, 2024
Insolvenz als Rettungsanker: Der Plan von Klaus Roewe
In einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht erklärte Lilium, dass das Unternehmen nun Insolvenz in Eigenverwaltung anstrebe. Der Vorstand könnte das Unternehmen dann unter der Aufsicht eines Sachwalters weiterführen und hätte mehr Zeit, neue Investoren zu gewinnen. Lilium-CEO Klaus Roewe hofft, dass der Elektroflugzeug-Hersteller mit dem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung die Chance auf einen Neuanfang erhält. Insolvenzverfahren in Selbstverwaltung führen häufig zu einem neuen Investorenprozess und einer bestmöglichen Lösung für die Gläubiger. Ob das Amtsgericht dem Antrag auf Selbstverwaltung stattgebe, sei allerdings offen, teilte Lilium den Anlegern mit.
Der weitere Weg könnte ohnehin steinig werden: Seit der Ankündigung des Insolvenzantrags stürzte der Aktienwert von Lilium dramatisch auf rund 20 Cent ab. Zum Vergleich: Der Höchststand der Aktie im Jahr 2021 lag bei über 14 $.