Wirtschaft 22. Mrz 2023 Von Christoph Sackmann Lesezeit: ca. 3 Minuten

Im technikfreundlichen Japan bieten sich ideale Bedingungen für die Expansion nach Asien

Japans Wirtschaft steht in hartem Wettbewerb mit dem benachbarten China. Das Land setzt konsequent auf technischen Vorsprung und bietet damit vor allem Start-ups gute Vertriebschancen – wenn sie einige kulturelle Unterschiede berücksichtigen.

Japan ist der größte Elektronikmarkt der Welt und auf seinen technischen Vorsprung bedacht.
Foto: PantherMedia / imtmphoto

Mit einiger Aufregung traf sich Olav Birlem mit seinen japanischen Geschäftspartnern. Schon zigmal war er durch das Land gereist und hatte das Produkt seiner in Darmstadt gegründeten Firma Nanowired im Land der aufgehenden Sonne vorgestellt. Fast immer kam sein Pitch gut an. Doch diesmal war irgendetwas komisch. „Ein Manager, den ich vorher noch nie gesehen hatte, kam auf mich zu und meinte, er wüsste nicht, ob er mit mir zusammenarbeiten könnte, so wie ich mich verhalten würde“, sagt Birlem. Der Deutsche zeigte sich davon „schockiert“. Offenbar hatte er unwissentlich einige Wochen zuvor bei einem Geschäftstermin am anderen Ende Japans einen Manager verprellt. Für Birlem eine wichtige Lektion: „Der Markt redet hier sehr intensiv miteinander“, erklärt er heute, „wenn du irgendwo Mist baust, weiß es gleich ganz Japan.“

Unternehmen können sich in speziellen Trainings auf kulturelle Besonderheiten in Japan vorbereiten

Es war eine der wenigen Sachen, auf die der Deutsche vorher nicht vorbereitet wurde. Bevor er mit Nanowired nach Japan ging, standen erst einmal Schulstunden beim German Accelerator auf dem Programm. Die Organisation deutscher Unternehmen bereitet Firmen, unterstützt vom Bundeswirtschaftsministerium, auf Expansionen im Ausland vor. Birlem hatte sie zufällig bei einem Start-up-Wettbewerb 2019 auf sich aufmerksam gemacht und wurde zum Auslandsprogramm eingeladen. Anfängliche Skepsis legte sich schnell, als der CEO merkte, wie detailliert er in den Schulungen auf den Gang nach Japan vorbereitet wird. „Wir haben Details wie kulturelle Unterschiede in einer Besprechung geübt“, sagt er.

Seine Firma Nanowired, eine Ausgründung der TU Darmstadt, hat ein Verfahren entwickelt, bei dem zwei Kupferkomponenten – etwa Leitungen auf einer Platine oder Teile eines Rohres – nahtlos und direkt über ein mikroskopisch kleines Metallgeflecht verbunden werden. Birlem nennt es einen „Metallrasen“. Seine Technik ist dort gefragt, wo Strom möglichst effizient geleitet werden muss, etwa in der Elektrotechnik oder Elektromobilität. Dass Japan dafür ein idealer Absatzmarkt ist, hatte Birlem früh gemerkt und sich nach dem Gewinn des Hermes Awards auf der Hannover Messe 2019 Aufträge von Unternehmen wie Honda und dem japanischen Elektronikriesen Murata sichern können. Heute hat er rund zehn Kunden im Land. „Für Elektronik ist Japan der größte Markt der Welt“, sagt er sichtlich begeistert in seinem Tokioter Hotelzimmer.

Technikaffine Japaner und der größte Elektronikmarkt der Welt rund um Konzerne wie Sony, Panasonic oder Nintendo

Tatsächlich ist kaum ein Land so technikaffin wie Japan. Konzerne von Sony über Panasonic bis Nintendo sind auch deswegen so groß geworden, weil sie hier auf eine Gesellschaft von 126 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern treffen, die fast alle zu den sogenannten „Early Adoptern“ gehören, neue Technik also gerne als erstes ausprobieren. Hinzu kommt, dass Japaner als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt nach den USA und China auch das nötige Kleingeld für teure Gadgets und Geräte haben. Gesellschaftliche Trends verstärken den Technikboom sogar noch. Kaum ein Land überaltert so schnell wie Japan. Immer mehr Rentnern und Rentnerinnen stehen immer weniger Arbeitende gegenüber. Die Lösung: Japan hat sich vor allem als Investor gegenüber ausländischen Start-ups und Firmen geöffnet. Beispielhaft dafür steht Masayoshi Son. Der Chef der japanischen Softbank baut seit 2016 den Vision-Fonds auf, einen Technikfonds, der 100 Mrd. $ investieren will. Damit ist er der größte Fonds seiner Art auf der Welt.

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