Janssen-Cilag-Chef Gerber: „Das bedroht unser Geschäftsmodell“
Die Pharmabranche sei die einzige Branche, die durch Auflagen die Inflationspreise nicht ausgleichen könne, beklagte Janssen-Cilag-Chef Andreas Gerber. Zudem befürchtet er Probleme hinsichtlich der Verfügbarkeit neuer Medikamente in Deutschland.
Als Pharmasparte des Gesundheitskonzerns Johnson & Johnson entwickelt Janssen gemeinsam mit Partnern Medikamente und ganzheitliche therapiebegleitende Behandlungskonzepte. Zu den Forschungsschwerpunkten von Janssen zählen nach eigenen Angaben die Bereiche Onkologie, Immunologie, Psychiatrie, Infektiologie und pulmonale Hypertonie. Eine eigene Produktion hat Janssen-Cilag in Deutschland nicht. Das Unternehmen liegt laut Gerber auf Platz zwei hinter Novartis der forschenden Pharmaunternehmen in Deutschland und beschäftigt mehr als 40 000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen weltweit. In Deutschland beschäftigt die Janssen-Cilag GmbH mit Hauptsitz in Neuss rund 1200 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.
Schlagzeilen machte Janssen-Cilag im August, als es bekannt gab, das Lungenkrebsmittel Amivantamab (Rybrevant) vom deutschen Markt zu nehmen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hatte laut Andreas Gerber, Vorsitzender der Geschäftsführung von Janssen-Cilag, das Medikament auf ein Level mit Generika gestellt und somit eine höhere Bezahlung des Mittels verhindert. Gerber kritisierte in diesem Zusammenhang die nach seiner Ansicht restriktiven Maßgaben für die Größe von Untersuchungsgruppen in Deutschland. Generell haderte Gerber bei der Veranstaltung der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung NRW in Düsseldorf mit dem Standort Deutschland. Damit es für die Pharmabranche attraktiv sei, Produktion in Deutschland aufzubauen, müssten sich viele Faktoren verändern. Er nannte beispielsweise den Zugang zu Wagniskapital, Entbürokratisierung und die Forcierung der Digitalisierung auch im Gesundheitsbereich.
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Kommt hochinnovative Medizin demnächst nicht zuerst in Deutschland an?
Das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG), die Preisregulierung innovativer Medikamente in Deutschland seit 2011, funktioniert laut Gerber bei großen Volkskrankheiten, aber nicht bei Krankheiten mit kleinerer Betroffenenzahl und personalisierter Medizin. Im AMNOG ist geregelt, dass Krankenkassen nur so viel zahlen, wie es dem ermittelten zusätzlichen Nutzen der Arzneimittel entspricht. Das kürzlich verabschiedete GKV-Finanzstabilisierungsgesetz sei ein Sparpaket, das die pharmazeutische Industrie überproportional belaste. Die Pharmabranche sei dadurch die einzige Branche, die die Kosten der Inflation nicht weitergeben könne. Gerber ruft dazu auf, dass sich alle beteiligten Parteien an einen Tisch setzen und Änderungen vornehmen. Der Dialog habe im Vorfeld nicht im ausreichenden Maß stattgefunden. Die forschende Pharmaindustrie sei kein Kostentreiber, auf sie entfallen nur 7 % bis 8 % der Gesamtkosten der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV).
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Durch die gesetzlichen Regelungen sieht der Vorstandschef sein Geschäftsmodell in Gefahr. „Meine Sorge ist: Es wird Beispiele dafür geben, wo hochinnovative Medizin nicht zuerst hier in Deutschland ankommt“, so Gerber. Patienten und Patientinnen und ihre Angehörigen würden dann darunter leiden. Auch einen Personalabbau könne man nicht ausschließen. Zurzeit mache das Unternehmen keine Verluste und sei aufgrund der Orientierung in westlichen Ländern auch von Lieferkettenengpässen nicht betroffen.