Kommentar 28. Okt 2024 Peter Kellerhoff Lesezeit: ca. 2 Minuten

Keine Volkswagen mehr fürs Volk?

Nun ist es also raus: VW will in Deutschland drei Werke schließen und zehntausende Arbeitsstellen abbauen. Zudem runden Lohnkürzungen um 10 % und Nullrunden für zwei Jahren das Desaster um den Wolfsburger Konzerns ab.


Foto: Volkswagen AG

Nun ist es also raus: VW will in Deutschland drei Werke schließen und zehntausende Arbeitsplätze abbauen. Zudem runden Lohnkürzungen um 10 % und Nullrunden für zwei Jahre das Desaster um den Wolfsburger Konzerns ab.

Nun könnte man argumentieren, die Corona-Pandemie, die Halbleiterkrise, der Krieg in der Ukraine und hohe Energiekosten ließen die Autopreise in die Höhe schießen und senkten die Kauflust. Doch die Probleme liegen gerade bei VW woanders. Es sind tatsächlich die hohen Preise und die Tatsache, dass VW keine erschwinglichen Kleinwagen im Programm hat. Selbstverständlich könnte der VW e-up ins Feld geführt werden, aber der startet erst bei 30.000 € bei einer Reichweite von rund 250 km. Zum Vergleich: Der größere Dacia Spring 45 mit einer ähnlichen Reichweite ist bereits ab 20.000 € erhältlich.

Keine Kleinwagen mehr fürs Volk ?

Rückblick: Volkswagen wollte unter Herbert Diess den Konzern zum Elektroauto-Primus formen. Bis 2025 wollten die Wolfsburger der weltweit größter Elektroautohersteller werden. Dazu nahmen die Wolfsburger dreistelligen Milliardenbeträge in die Hand. Wusste Diess vor Jahren schon, dass Volkswagen dann keine Autos „fürs Volk“ mehr bauen würde?

Eben jener Herbert Diess, nunmehr Vorsitzender des Verwaltungsrates „The Mobility House“, einem Beratungsunternehmen rund um die Elektromobilität, sagte vor gerade einmal vier Wochen auf dem Auto Motor und Sport Kongress „Mobilität der Zukunft“ bemerkenswertes: „Ein Kleinwagen kann man in Deutschland nicht profitabel herstellen. Bei unseren Lohnkosten schaffen wir keine „Kleinwagen“. Im Premium-Segment sind wir Weltmarktführer, das gilt es zu verteidigen.“ Und er nannte neben BMW und Mercedes ausdrücklich auch VW, die im Premiumsegment führend seien. Wird also VOLKSwagen keine bezahlbaren Elektroautos fürs Volk bauen und sich stattdessen auf das Hochpreissegment konzentrieren?

Kommen bezahlbare E-Autos aus dem Ausland?

Neben all dem Rummel rund um den Volkswagen-Konzern sind die Aussagen des ehemaligen VW-Chefs ernüchternd – bezahlbare Elektromobilität wird dann entweder aus dem Ausland importiert werden oder von deutschen Herstellern im Ausland produziert werden. Oder wie Auto Motor und Sport die Aussagen von Diess interpretierte: „VW kann kein günstiges, kleines E-Auto bauen.“ Nur die Premium-Modelle seien profitabel. Wegen der Lohnkosten in Deutschland…

Apropos Lohnkosten: Um die wird es am kommenden Mittwoch gehen, wenn der VW-Konzern und die IG-Metall zur zweiten Verhandlungsrunde aufeinandertreffen. Die IG Metall fordert 7% mehr Lohn für die rund 120.000 Beschäftigten, VW will bei den Löhnen 10% einsparen – weiter könnten Positionen kaum auseinander liegen. Eine Einigung scheint damit in weiter Ferne.

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