Programmiergenie, SAP-Gründer, Mäzen: Hasso Plattner wird 80
Am 21. Januar feiert Hasso Plattner Geburtstag. Mitstreiter kennen den SAP-Gründer als wettbewerbshungrigen Teamplayer.
Die Erfolgsgeschichte von SAP beginnt mit fünf unzufriedenen Mitarbeitern. Es ist das Jahr 1972, erste Großrechner, monströse Maschinen, die ganze Räume füllen, ziehen in den Büroalltag ein. Sie helfen bei der Lohnabrechnung oder der Buchhaltung. Die Giganten mit der für heutige Verhältnisse bescheidenen Rechenleistung müssen aber noch immer per Lochkarte mit Informationen gefüttert werden. Das mechanische Auslesen der gestanzten Pappe dauert ewig. Oft rattern die Apparate die ganze Nacht. Ein Trüppchen von IBM-Mitarbeitern um Hasso Plattner hat nun die bahnbrechende Idee, Daten direkt per Tastatur und Bildschirm einzugeben. Realtime, Echtzeit, nennen sie ihr System. Allein: Bei ihrem Arbeitgeber IBM will es keiner haben.
IBM interessiert sich nicht für Anwendersoftware und lässt Hasso Plattner gehen
Der Quasimonopolist bei Großrechnern ist zu diesem Zeitpunkt bereits 60 Jahre alt und hat seit dem ersten Tag seines Bestehens Lochkarten verarbeitet. Der US-Riese interessiert sich zu wenig für Anwendersoftware und lässt die fünf Deutschen gehen. Ein verhängnisvoller Fehler, wie sich herausstellt. Hasso Plattner gründet mit seinen damaligen Mitstreitern Dietmar Hopp, Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector und Klaus Tschira 1972 das Unternehmen Systemanalyse Programmentwicklung – SAP.
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SAP ist „Aushängeschild der deutschen Digitalwirtschaft“
Wer heute durch die Dietmar-Hopp-Allee im baden-württembergischen Walldorf fährt, passiert endlose Reihen von wuchtigen Bürogebäuden. Von außen erwecken sie den Eindruck, in ihrem Inneren müsse eine nüchterne Finanzbehörde am Werk sein. Tatsächlich beherbergen sie aber die Elite der deutschen Softwareentwicklung. Treffender: die besten Coder für Unternehmenssoftware weltweit. Die Firma SAP stellt mit ihrem Börsenwert nicht nur den Computerpionier IBM in den Schatten, sie ist auch zum wertvollsten deutschen Konzern überhaupt aufgestiegen. Kanzler Scholz lobt den Konzern als „Aushängeschild der deutschen Digitalwirtschaft“.
Hasso Plattner verlässt SAP-Aufsichtsrat im Mai
Anders als seine Mitgründer bestimmt Hasso Plattner, der am 21. Januar 2024 seinen 80. Geburtstag feiert, die Geschicke des Weltkonzerns bis heute mit. Er ist nach wie vor Aufsichtsratschef und damit oberster Kontrolleur des SAP-Managements. Im Mai soll damit Schluss sein. Sein Nachfolger, der frühere Deloitte-Chef Punit Renjen, weiß natürlich, in wessen Fußstapfen er tritt, und lobt Plattner mal als eine „Ikone“, mal als „Legende“. Diesen Ruf hat er sich in Deutschland nicht allein als genialer Programmierer und visionärer Unternehmer erworben. Plattner ist auch einer der bedeutendsten Mäzene des Landes.
Forschungs- und Kunstmäzen
Allein das von ihm 1998 gegründete Hasso-Plattner-Institut empfing bis heute mehr als 200 Mio. € vom gebürtigen Berliner. Die Institution für die Erforschung digitaler Technologien hat schon zahlreiche erfolgreiche Gründer hervorgebracht. Auch dank des direkten Engagements Plattners, der sich auch persönlich in Forschung und Lehre einbrachte. Plattner spendete darüber hinaus Millionen für den Bibliotheksausbau der Universität Mannheim oder für den Kampf gegen Aids in seiner zweiten Wahlheimat Südafrika.
Auch der Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses wäre ohne eine 20-Mio.-€-Zuwendung Plattners vermutlich nicht möglich gewesen. Plattner ist zudem ein bedeutender Sammler von DDR-Kunst und hat als Ausstellungsraum für seine Werke mittlerweile zwei Museen finanziert, das Museum Barberini und das Museum Minsk, beide in Potsdam.
Plattner kann sich derlei Großzügigkeit freilich leisten. Das Forbes Magazin schätzte sein Vermögen 2022 auf 7,9 Mrd. $. Plattner gehört damit zu den reichsten Deutschen.
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Gratulation vom Bundespräsidenten
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte die Leistungen Plattners anlässlich seines 80. Geburtstages denn auch mit den Worten, Plattner sei ein „Beispiel für bürgerschaftliches Engagement“ und ein „Brückenbauer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft“.
Der aktuelle SAP-Chef Christian Klein ergänzt in seinem Glückwunschschreiben, Hasso Plattner sei „ehrgeizig, leidenschaftlich, sucht den Wettbewerb, gibt sich nie zufrieden mit dem Status quo, hat einen scharfen Sinn für die Bedürfnisse des Kunden und ist ein absoluter Teamplayer, wenn es ums Umsetzen geht“.
Segelwettrennen mit dem größten Konkurrenten
Zumindest die Lust am Wettstreit findet sich in vielen Beschreibungen Plattners. Legendär sind die Segelrennen mit Larry Ellison, dem Chef des US-Konkurrenten Oracle. Plattner segelte darüber hinaus bei mehreren Weltmeisterschaften. SAP-Mitgründer Dietmar Hopp erzählte in Interviews von Fußballspielen gegen den damaligen Technikvorstand Plattner und bestätigte: „Ja, wir haben uns gemessen, haben den Wettbewerb geliebt. Aber wir sind immer Partner geblieben und haben das Ringen zum Wohl von SAP eingesetzt.“ Dass Hasso Plattner weiterhin „voller Energie“ stecke, versichert SAP-Chef Christian Klein. „Ihm wird auch im neuen Lebensjahrzehnt sicher nicht langweilig werden.“