RWE: Kräftiges Wachstum dank Ökostrom und Energiehandel
Der Essener Energiekonzern RWE legte 2023 beim Nettogewinn fast 1,3 Mrd. € auf gut 4,5 Mrd. € zu – dank des Ökostromgeschäfts. CEO Markus Krebber mahnte an, die Politik müsse weiter Tempo bei der Energiewende machen.
RWE-Chef Markus Krebber legte am heutigen 14. März auf dem RWE-Campus in Essen für sein Unternehmen aus seiner Sicht „ein sehr gutes Geschäftsergebnis“ vor. Zwar sank der Außenumsatz (ohne Gas- und Stromsteuer) kräftig, von 38,415 Mrd. € um fast 10 Mrd. € auf 28,566 Mrd. €, aber unterm Strich blieb deutlich mehr übrig:
- Das bereinigte Ebitda stieg von 6,31 Mrd. € (2022) um gut 2 Mrd. € auf 8,378 Mrd. €.
- Das bereinigte Nettoergebnis legte von 3,253 Mrd. € um knapp 1,3 Mrd. € auf 4,536 Mrd. € zu.
Auch der Energiehandel, auf dessen Kappe der Einbruch beim Außenhandelsumsatz vor allem ging, legte beim bereinigten Ebitda mit 417 Mio. € deutlich auf 1,578 Mrd. € zu. Allerdings erwartet RWE für 2024 zwar schwarze Zahlen, die aber deutlich unter denen des Jahres 2023 liegen dürften. Beim Ebitda nannte RWE-Finanzvorstand Michael Müller einen Bereich zwischen 3,2 Mrd. € und 3,8 Mrd. €, beim bereinigten Nettoergebnis zwischen 1,9 Mrd. € und 2,4 Mrd. €. Der Rückgang dürfte vor allem auf den Energiehandel und den Bereich flexible Erzeugung zurückgehen. Im Ökostromsektor erwartet das Unternehmen im Wesentlichen weiterhin steigende oder gleichbleibende Erlöse. „Wir rechnen derzeit mit einem Wert am unteren Rand des Korridors“, so Müller.
Lesen Sie auch: Energiewirtschaft fordert mehr Tempo und mehr Praxisnähe
Krebber betonte in Essen, wie konsequent sein Unternehmen den Umstieg auf grüne Energien betreiben würde. „Growing Green“ heißt das Programm unternehmensintern. „Wir legen beim Ausbautempo eine Schippe drauf“, sagte Krebber. Man sei dabei, kontinuierlich weiterhin Flächen zu sichern und Projekte zu entwickeln. Derzeit betrage die Projektpipeline 100 GW. Insgesamt investierte RWE 2023 11,4 Mrd. € netto, das Erzeugungsportfolio habe um mehr als 160 Anlagen zugelegt und sei inzwischen auf 6,3 GW Nennleistung ausgebaut. Der größte Anteil der Investitionen entfiel mit 6,3 Mrd. € auf die Akquisition von Con Edison Clean Energy Businesses in den USA.
Krebber mahnt mehr Tempo bei Wasserstoffwirtschaft an
Krebber lobte in Essen die Politik der Bundesregierung zur Beschleunigung der Energiewende: „Da hat sich einiges bewegt, das gilt ganz besonders beim Tempo des Ausbaus der erneuerbaren Energien, dieses hat sich in der jüngsten Zeit deutlich beschleunigt. Wir haben gesehen, dass Genehmigungen für neue Windparks in zwölf Monaten möglich sind. Eine sehr gute Entwicklung“, sagte der RWE-Chef.
Auch für Sie interessant: 42 Mrd. € will Eon investieren
Doch deutlich langsamer, aber auch in die richtige Richtung gehe es beim Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft, vor allem, dadurch, dass die Politik inzwischen das Wasserstoffkernnetz definiert habe, sodass klarer werde, wo Wasserstoff in den 2030er-Jahren verfügbar sein solle. „Langfristig ist der Weg Richtung Wasserstoff richtig“, betonte Krebber auch im Blick darauf, dass die von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck vorgelegte Carbon-Management-Strategie CCS auch an Gaskraftwerksstandorten möglich mache. Im Endeffekt entscheiden aus seiner Sicht die vorhandene Infrastruktur für Wasserstoff und CO2 sowie deren späteren Einsatzzeiten, ob sich CCS lohne.
Krebber mahnte in diesem Zusammenhang bei der Bundesregierung an, bei der Energiewende weiterhin auf die Tube zu drücken: „Damit wasserstofffähige Kraftwerke ab 2030 helfen können, Kohlekraftwerke abzulösen, braucht es eine substanzielle Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren. Da sind die Termine und auch die Beschleunigung bei den erneuerbaren Energien eine Blaupause.“
RWE-Chef Krebber warnt für Entwertung des CO2-Handels in der EU
Richtig aus Krebbers Sicht ist auch der angekündigte Einstieg in einen Kapazitätsmechanismus. „Wir wissen aus anderen Ländern, wie gut dieses Instrument geeignet ist, um Versorgungssicherheit zu angemessenen Preisen zu gewährleisten.“ Insgesamt, so Krebber, sollte der Ausbau der erneuerbaren Energie und der Netzausbau integrierter umgesetzt werden. Der ökonomischen Betrachtung müsse ein höherer Stellenwert zugemessen werden.
Lesen Sie auch: Warum 10 GW an neuen Gaskraftwerken jetzt eine gute Nachricht sind
Sorgen bereitet dem RWE-Chef die Entwicklung auf dem europäischen Emissionshandelsmarkt ETS. Lagen die Preise dort noch im letzten Jahr kontinuierlich bei über 70 €/t CO2-Äquivalente und erreichten sogar auch mal mehr als 100 €/t, so sanken sie 2024 unterhalb von 60 €/t. „Alle Experten sind sich einig, dass dieses Preissignal der effizienteste Weg ist, an den günstigsten Stellen die Emissionen zu senken“, betonte Krebber, und das sei nun massiv eingebrochen.
Hintergrund ist, dass die EU-Kommission Zusatzaktionen vorgezogen hat, mit denen zusätzliche 20 Mrd. € Haushaltsmittel generiert werden sollen. „Durch Auktionierung von zusätzlichen Zertifikaten fällt der Preis, wodurch noch mehr Zertifikate auf den Markt gebracht werden müssen, um die 20 Mrd. € zu erreichen. Eine Abwärtsspirale, die die europäische Klimaschutzarchitektur gefährdet. Unsere Sorge, dass dies die Verlässlichkeit des ETS in Mitleidenschaft ziehen kann, hat sich leider bewahrheitet“, sagte Krebber. Das ETS sei mit großem Abstand das wichtigste europäische Instrument für mehr Klimaschutz. „Das muss funktionieren“, betonte Krebber.
Kohle spielt bei RWE kaum noch eine Rolle
RWE zählt inzwischen offiziell Kohle und Kernkraft nicht mehr zum Kerngeschäft, es wird separat dazu bilanziert. Das „Ausstiegsgeschäft“ war 2023 rückläufig. Man sei in jedem Segment gewachsen, so Krebber, nur in diesem Segment nicht. Mit 705 Mio. € Ebitda stand das einstige Kerngeschäft nur noch für gut 10 % des gesamten Ebitda. 2022 waren es noch 751 Mio. € gewesen. Zum einen schlug da die Stilllegung des letzten Kernkraftwerks im Portfolio, des KKW Emsland, zu Buche, zum anderen waren es vor allem „niedrigere realisierte Strommengen.“
Auch für Sie interessant: „Der Kohleausstieg geschieht von selbst“
Auf die Frage, ob er denn glaube, dass das klappen werde mit dem Kohleausstieg 2030, wollte Krebber sich nicht aufs Jahr festlegen. Was das eigene Unternehmen angeht, gab er sich zuversichtlich, dass die Kohlekraftwerke dann nicht mehr in den eigenen Büchern geführt würden – und damit auch die CO2-Emissionen nicht mehr. Seit 2018 seien die CO2-Emissionen auf 60 Mio. t im letzten Jahr halbiert worden, so RWE. Entscheidend dafür, ob die verbleibenden Kohlekraftwerke 2030 wirklich endgültig abgeschaltet und rückgebaut würden, sei, so Krebber, ob dann genügend andere Kapazitäten für gesicherte Stromerzeugung vorhanden sein werden.
Falls es weiterhin Kohlekraftwerke in Reserve brauche, dann könne RWE die weiter betreiben, aber dann auf Rechnung anderer. Die Personalplanung in diesem Bereich laufe erst einmal weiter wie geplant, so Personalvorständin Katja von Doren, zum einen durch geplanten Vorruhestand, zum anderen durch weitere Qualifizierung, sodass die Betroffenen anderswo im RWE-Konzern unterkommen. Bedarf an Personal hat der Konzern: Allein 2023 habe man 3500 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begrüßen können, so Krebber.