Südkorea investiert mehr in Forschung als jedes andere Land – und lockt damit besonders Unternehmen aus den Branchen Biotech, Halbleiter und Automotive
In Südkorea treffen Start-ups auf eine junge aufstrebende Gesellschaft und eine investitionsfreudige Regierung. Die koreanische Art, Geschäfte zu machen, kommt deutschen Firmen entgegen.
Als Jingyi Yuan-Steiner den asiatischen Markt sondierte, um das Land zu finden, in das ihre Firma als erstes in Asien expandieren sollte, da war Südkorea nicht oben auf ihrer Liste. DyeMansion, für die Yuan-Steiner arbeitet, hat sich auf die Herstellung von Maschinen für die Nachbearbeitung von 3D-Druck-Produkten spezialisiert. Die Geräte des bayrischen Start-ups reinigen die Druckmodelle von Unebenheiten und färben sie. In Zeiten eines stark wachsenden 3D-Druck-Marktes ein wichtiger Arbeitsschritt, bei dem DyeMansion weltweiter Marktführer ist.
Doch Südkorea hatte im Vergleich mit anderen asiatischen Ländern noch vor wenigen Jahren die wenigsten 3D-Drucker, bis heute hat sich daran wenig geändert. „Das größte Potenzial haben wir deswegen eigentlich woanders gesehen“, sagt Yuan-Steiner heute. Doch dann machte die gebürtige Chinesin 2019 eine Asientour und schaute sich die Gegebenheiten vor Ort in mehreren Ländern an – und war von Südkorea positiv überrascht. Heute ist es der wichtigste asiatische Markt für DyeMansion.
Südkoreanische Unternehmen agieren schnell und investieren mutig
Der Wandel kam in der Coronapandemie, als das Geschäft mit den Resellern der deutschen Maschinen in anderen Märkten der Welt abbrach und danach neu aufgebaut werden musste. Während etwa in Japan lange Pitch-Meetings und schier endlose Überzeugungsarbeit notwendig sind, bis eine Firma einen Kaufvertrag unterschreibt, geht es in Südkorea viel schneller. „Hier steht das Resultat im Vordergrund“, sagt Yuan-Steiner. Wann immer sie mit ihrem Angebot überzeugt, schlägt ein südkoreanischer Kunde einfach zu. „Hier wird einfach gemacht statt ewig geplant.“ Ein Beispiel dafür sind die Universitäten des Landes. Die Regierung in Seoul hat sie mit einem Budget für die Digitalisierung ausgestattet. Weil das Geld da ist, sind die Hochschulen ohne großes Überlegen bereit, dafür auch 3D-Drucker und die Maschinen zur Nachbearbeitung zu kaufen.
„Das macht das Leben so viel einfacher“, schwärmt Yuan-Steiner heute von dem Land. Für deutsche Firmen, die solche direkte Art oft aus Deutschland gewohnt sind, macht es den Einstieg auf dem asiatischen Markt mit seinen 51 Mio. Einwohnenden deutlich einfacher. Hinzu kommt, dass gerade Firmen in Zukunftsbranchen hier auf eine motivierte Regierung und Gesellschaft treffen. Südkorea selbst hat in den vergangenen Jahren 18 Unicorns hervorgebracht, Start-ups mit einem Wert von mindestens 1 Mrd. $. Ganz vorne steht etwa die Fintech-Firma Toss vor dem Mobilfunkanbieter Yellow Mobile. Fünf weitere Start-ups haben sich im Bereich Online- und Einzelhandel etabliert, sind aber meist außerhalb der Halbinsel wenig bekannt.
Südkorea will Weltmarktführer werden für Halbleiter, Automotive und Biotech und investiert dafür mehr in Forschung als jedes andere Land
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