VW-Zukunftskonzept: IG Metall zu Verzicht auf Boni-Zahlungen bereit
Die IG Metall legt ein eigenes Zukunftskonzept für den VW-Konzern vor. Die Belegschaft könnte demnach auf Boni verzichten, wenn das Management mitzieht. Auch Aktionäre sollen Einbußen bei der Dividendenausschüttung hinnehmen.
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VW muss sparen, auch bei den Gehältern der Angestellten, heißt es aus der Konzernspitze. Jetzt antworten IG Metall und VW-Betriebsrat auf die Kürzungspläne und legen einen eigenen Masterplan vor. Die Präsentation erfolgt einen Tag vor der dritten Verhandlungsrunde von Betriebsrat und Konzern in Wolfsburg.
IG Metall fordert eine „echte, nachhaltige Lösung“ für VW
Bereits im September hat Betriebsratschefin Daniela Cavallo ein solches Gesamtkonzept vom VW-Management eingefordert. „Wir sehen sehr viele Stellschrauben, an denen wir drehen können, um die Kosten zu senken, ohne gleich ganze Standorte infrage zu stellen“, sagte Cavallo damals. Auch IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger forderte bereits damals eine „echte, nachhaltige Lösung“ ein. Ziel sei es, Standorte, Auslastung und Beschäftigung langfristig abzusichern. Die IG Metall will mit ihrem Konzept Alternativen aufzeigen zu Werkschließungen und Entlassungen.
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So könnte ein Masterplan für VW aussehen
Cavallo mahnt zum Beispiel an, dass sich die „Produktsubstanz“ von Volkswagen verbessern müsse. „Volkswagen war immer dann erfolgreich, wenn wir mit starken Produkten unsere Kundschaft begeistert haben“, so die Betriebsratschefin. Stattdessen würden bereits getroffene Entscheidungen immer wieder zurückgenommen. Es komme „zu einem Verschieben von Produkten und Projekten“. Vor allem fehle dem Konzern ein günstiges Elektroeinstiegsmodell. Das soll erst 2026 mit dem ID.2 zur Verfügung stehen.
„Technologisch wieder an die Spitze“
Zudem müsse der Konzern technologisch wieder an die Spitze und die Produkte müssten schneller zu den Kunden gebracht werden. „Wir brauchen deutliche Sprünge vor allem in den Bereichen Software, termingerechte Anläufe und Kundenakzeptanz“, so Cavallo. Was am Ende nicht relevant sei für die Technologieführerschaft und somit nicht kaufentscheidend für die Kundschaft, das müsse überdacht werden, räumte Cavallo dagegen im September ein.
Das sind die Eckpunkte des IG-Metall-Plans für VW
Der IG-Metall-Zukunftsplan zählt unter anderem folgende konkrete Eckpunkte auf:
- durch kluge Produktverteilung soll die Stammbelegschaft an allen deutschen Standorten abgesichert werden
- Werksschließungen wären damit abgewendet
- die Belegschaft sei bereit, einen Beitrag zur Transformation zu leisten, in Form von Boni-Verzicht, der solle dann aber auch für den Vorstand gelten
- Vorstand und Management sollen stärker zu den Einsparungen beitragen als Tarifangestellte
- Tariferhöhungen sollen in einen Flexi-Fonds fließen, die Arbeitskosten würden so um 1,5 Mrd. € gesenkt
- eine neue Beschäftigungssicherung für die Volkswagen AG soll wieder in Kraft treten
- auch Aktionäre sollen auf Dividende verzichten
So funktioniert der „Zukunftsfonds“
Damit kommt die Arbeitnehmerseite dem Unternehmen entgegen. Im Gegenzug für ein „Gesamtpaket aus Garantien und Sicherheiten für alle Standorte“ sollen kommende Tariferhöhungen als Arbeitszeit in einen Fonds eingebracht werden. Volkswagen könnte diesen Fonds nutzen, um flexibel Arbeitszeiten abzusenken, argumentieren Betriebsrat und IG Metall. Unterauslastungen im Zuge des Strukturwandels könnten so mit einem „sozialverträglichen“ Personalabbau gestaltet werden. In den Zukunftsfonds sollen auch Boni für die Jahre 2025 und 2026 eingehen. Nach Vorstellung der Gewerkschaften sowohl vom Management als auch von der Belegschaft. Die Monatsentgelte blieben aber unangetastet.
Cavallo: „Gegenmodell zum Kahlschlagplan des Vorstandes“
Cavallo erklärte dazu: „Niemandem liegt die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens so am Herzen wie den Beschäftigten selbst.“ Auch die IG Metall sehe Handlungsbedarf, um den Konzern wieder aus der Krise zu führen. Es müsse aber klar sein, dass die Arbeitskosten dazu nur einen kleinen Teil beitragen können. Den eigenen Entwurf sieht sie als „Gegenmodell zum Kahlschlagplan des Vorstandes“. Diese Pläne des Vorstands beinhalteten „mehrere Standortschließungen“ und darüber hinaus „krasse Einschnitte an den verbleibenden Standorten“.
Arbeitnehmer empfehlen ein Festhalten am Verbrenner
Technologisch empfiehlt der Arbeitnehmerplan, auch in Zukunft sowohl an der Produktion von Verbrennern als auch E-Autos festzuhalten. Ein zusätzlicher strategischer Schwerpunkt solle aber dem Thema Kreislaufwirtschaft gewidmet werden. Fertigungsverfahren wie der Großguss sollen vorangetrieben werden, um den Standort zukunftsfähig zu halten, letzteres gelte insbesondere für die Komponentenwerke.
Aktionäre sollen auf Dividende verzichten
Auch die VW-Aktionäre, darunter das Land Niedersachsen, sollen sich finanziell in die Transformation von Volkswagen einbringen. Der Konzern solle seine Dividendenpolitik überdenken und so einen „signifikanten Beitrag“ einsparen, fordert das Zukunftspapier an den zuständigen VW-Aufsichtsrat gerichtet.