Wachstum: Auf dem Weg zu einer neuen Ökonomie
Der klassische Wachstumsbegriff steht in der Diskussion. Ein Leben in Askese sei keine Lösung, sagen die einen, ohne Zumutungen wird es nicht gehen, sagen andere. Eine Stimmensammlung.
Schon 2015 war Ángel Gurría skeptisch. Mit der Wirtschaftspolitik ginge es so nicht weiter. Sie solle sich nicht mehr nur am Wirtschaftswachstum orientieren, sondern am menschlichen Wohlbefinden und den planetarischen Grenzen, so der damalige OECD-Generalsekretär. Dabei hatte er die Faktoren Krieg und Pandemie noch nicht auf der Rechnung.
Daraufhin machten sich Forschende an die Arbeit und kamen 2021 in ihrer Studie „Jenseits des Wachstums – Auf dem Weg zu einem neuen ökonomischen Ansatz“ zu dem Ergebnis, dass vorherrschende Wirtschaftstheorien nicht geeignet seien, um aktuelle und künftige Herausforderungen zu bewältigen. Michael Jacobs, einer der Autoren vom Sheffield Political Economy Research Institute, das für die Studie federführend verantwortlich war, glaubt nicht, dass der Markt vornehmlich auf das Menschenwohl abziele. „Nur der Staat hat den großen Überblick und die Instrumente zu steuern, etwa wenn es um die Beseitigung großer Ungleichheiten geht. Der Markt siegt nicht zwangsläufig, wie uns die Neoklassik glauben machen will. Wir brauchen den Staat.“
Fest steht: Wachstum ja, nur anders
Die Krisen sind 2021 nicht nur mehr geworden, die bestehenden haben sich auch verschärft, wie etwa Studien zum Auseinanderklaffen der sozialen Schere zeigen. Damit wächst auch die Zahl kritischer Stimmen. Ein wichtiger Hebel zur Energiesicherung ist für den US-Ökonomen Jeremy Rifkin die Reduzierung des Konsums bei gleichzeitiger Betonung gemeinschaftlicher Produktnutzung. Bürgerinnen und Bürger erhielten einen Zuschuss, wenn sie ihre Häuser zu kleinen energetischen Kraftwerken umbauten. Die Technik ermögliche es Menschen, so viel Ressourcen wie nötig zu verbrauchen, sprich: mehr Qualität als Quantität in der Produktentwicklung.
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